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Ein persönlicher Reisebericht von Reinhard Scholtz

Dauer der Reise vom 06.07.97 bis 09.08.97

Route: Amsterdam - Los Angeles - Hollywood - Santa Monica - Death Valley - Las Vegas - Lake Mead - Fire Valley - Zion N.P. - Bryce Canyon - Kodachrome Basin - Lake Powell - Grand Canyon - Monument Valley - Mesa Verde - Durango - Silverton - Arches N.P. - Dead Horse Point - Salt Lake City - Yellowstone N.P. - Craters of the Moon - Reno - Mono Lake - Yosemite N.P. - San Francisco - Monterey - Pismo Beach - Santa Barbara - Los Padres Nat. Forest - Malibu - Los Angeles - Amsterdam

 

Länge der Route: 8330 km

 

"Mußt Du aber alt geworden sein", sagte mein Vize-Chef scherzend, als ich ihm von der bevorstehenden USA-Reise erzählte. Richtig, hatte ich doch noch vor etwa einem Jahr geäußert, mich erst im Pensionsalter ins "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" begeben zu wollen, da es vorher doch noch viel aufregendere Reiseziele auf dieser Welt zu entdecken gäbe.

Doch wie so oft ist alles ganz anders gekommen. "Schuld" an meinem Sinneswandel waren eigentlich zwei Umstände: erstens die im vergangenen Jahr durchgeführte Kanada-/USA-Reise von Vater Hermann und das Kennenlernen von Klaus Zimmermann, der uns im vergangenen Griechenlandurlaub mit seiner USA-Euphorie förmlich angesteckt hatte.

Der USA-Virus also steckte bald tief in uns, so daß es nur noch ein kurzer Schritt war, die Idee in die Tat umzusetzen. Schon im November war nach eingehenden Recherchen und Vergleichen Flug und Wohnmobil über den kleinen aber feinen Reiseveranstalter Adventure Travel gebucht, und das zu Superkonditionen. Das "Value Rate System" bei der amerikanischen Wohnmobilverleihfirma El Monte machte es möglich. Für nur 105 DM/Tag waren wir mit einem Luxusmobil dabei (natürlich plus diverser Zusatzkosten). Die Flüge buchten wir bei der niederländischen KLM, die für Zuverlässigkeit und guten Service bekannt sind. Allerdings kam bei vier Personen trotz Sonderpreisen dennoch schnell ein Grundbetrag von ca. 10 000 DM zusammen, kein Pappenstiel also. Aber schließlich sollte es ja was ganz Besonderes sein, quasi ein Erlebnis fürs Leben! Vor allem in Timos und Marens Hirnen begann es schon frühzeitig zu spuken von Hamburgern, Mickey Mouse, Wildwest, Wolkenkratzern und anderen "Kulturgütern", die man mit den Vereinigten Staaten in Verbindung bringt. Das übrige taten dann noch die vielen Erzählungen, Tips oder auch Fotos von allen möglichen Bekannten, die bereits USA-Erfahrungen gesammelt hatten – man wundert sich, wer schon alles über den "großen Teich" gejettet ist!

Die Sommerferien '97 kamen mit Riesenschritten etwa proportional zum Anwachsen unseres Reiseliteratur-Berges näher. Maßgeblich bei meiner Vorbereitung und Routen-Planung waren die (kostenlosen) ADAC-Unterlagen und der "Reise Know-How" vom Amerikaexperten Hans-R. Grundmann sowie persönliche Reiseberichte u.a. auch aus dem Internet.

Nachdem zuletzt unser eigenes Wohnmobil mit der Familie meines Kollegen Martini auf die Reise nach Griechenland geschickt worden, unser Hund DJ untergebracht war, einige Bar-Dollars und Traveller-Schecks besorgt waren und ich mich zähneknirschend mit der neuen Höchstmarke des Dollars von 1,75 DM abgefunden hatte, konnte unser USA-Abenteuer dann endlich losgehen.

 

 Sonntag, 06. Juli Meschede-Dortmund-Amsterdam-Los Angeles

Eigentlich sollten wir frisch und ausgeruht die lange Reise in den Westen der USA beginnen, doch kommt es, wie es immer kommt: Bis zur letzten Minute wuseln wir umher, um nur ja alles ordentlich zu hinterlassen, nichts zu vergessen – the same procedure as every year!

Kalli, lieber Kollege und heute unser Chauffeur, staunt nicht schlecht über das schier unglaubliche Gepäckaufkommen. Aber schließlich geht's ja auf Weltreise! Und unser Ford Mondeo hat einen großen Kofferraum. Pünktlich betreten wir um zehn nach sechs die Abflughalle des wirklich beschaulichen Dortmunder Flughafens, um nach kurzer Wartezeit den Flug nach Amsterdam anzutreten. Fast schon nostalgisch mutet die kleine Propellermaschine der "Eurowings" an, die in Amsterdam dann natürlich von einem modernen Jet der KLM abgelöst wird. Bevor wir unsere Boeing 747 betreten, haben wir - ach wie ist die Welt doch klein - noch eine kurze Begegnung mit einer uns von diversen Feiern bekannten Familie, die es in diesen Ferien auch in die Staaten zieht, nämlich nach Chicago.

Unser Flug nach Los Angeles verläuft reibungslos, wenn auch etwas beengt, dafür aber mit ausgezeichnetem Service über die 9 1/2 Stunden hinweg. Nicht nur der Ausblick auf Schottland, Island, Grönland und die Tundra Nordkanadas sowie das Bordkino und die ständigen geographischen Informationen machen den Flug kurzweilig, sondern auch und vor allem die ohne Unterlaß in fester und flüssiger Form servierten Leckereien. Auch unsere arabischen Sitznachbarn lassen sich vor allem den echten Cognac schmecken, was ihr Stimmungsbarometer ungemein steigen läßt. Sicher gehen sie davon aus, daß Allah hier in einer Höhe von ca. 10 000 Metern ein Auge zudrückt, ist doch Alkohol im Islam ja eigentlich verboten.

Nachdem wir etliche Zeitzonen überflogen haben, müssen wir unsere Uhren um neun Stunden zurückstellen. 13.30 Uhr - Pacific Time ist angesagt; wir sind in Kalifornien, dem ersten Ziel unserer Reise! Alles verläuft planmäßig und unbürokratisch. Das Hotel für die erste Nacht habe ich in Deutschland vorgebucht, was sich aus preislichen Gründen als sehr sinnvoll erweist. Etwas mühselig gestaltet sich allerdings der Transfer zu besagtem Wyndham Garden Hotel, da wir trotz mehrerer Telefonate und einem Kurztrip zur falschen Herberge etwa eine Stunde lang auf unseren Shuttle-Bus warten müssen. Doch bald ist auch diese Hürde genommen und wir glotzen schon kurze Zeit später leicht ausgepowert auf die Mattscheibe des Hotelfernsehers in unserem Zimmer – was da läuft, spielt keine Rolle. Bald schon fallen Conni und Maren in tiefen Schlaf, während Timo und ich als "tough guys" versuchen, möglichst schnell das berüchtigte Jetlag in den Griff zu kriegen und in der Umgebung des Hotels unseren ersten Einkaufsbummel auf amerikanischem Boden vornehmen. Auch zu essen ergattern wir noch etwas, und gegen 22 Uhr Ortszeit sinken wir schließlich mehr als müde in die Federn.

 

Montag,07. Juli L.A.(El Monte) - Hollywood - Santa Monica - San Bernhardino

 

Erbarmungslos plärrt mein Radiowecker um sieben Uhr aller Hergottsfrühe los. Zu unserem Erstaunen stellen wir nach einem improvisierten Frühstück fest, daß wir weitgehend fit und ausgeruht sind und somit unsere Tour frischen Mutes losgehen kann.

El Monte, die große Wohnmobilfirma, hält Wort und steht mit seinem Shuttle-Bus gegen halb zehn vor der Hoteltür, um uns zwecks Womoübergabe zum Firmensitz zu transportieren. Wider Erwarten geht die Übergabeprozedur ohne große Wartezeit über die Bühne, zumal wir als erste von mehreren Familien bedient werden. Die Angestellten sprechen fast alle gutes Deutsch – man hat sich auf die Hauptklientel aus dem fernen Europa eingestellt. Freudig betreten wir dann unser rollendes Domizil für die nächsten 4 1/2 Wochen, ein fast neues 22-Fuß-Luxusmobil der Firma Jamboree mit Microwelle, Backofen, Klimaanlage, Tempomat usw., also alles vom Feinsten. Lediglich die Bettenmaße finden nicht unsere ungeteilte Begeisterung.
Mit kleinen Umstellungsproblemen bezüglich der gewöhnungsbedürftigen Automatik brausen wir schon bald auf dem Highway 10 vorbei an Downtown L.A. mit ihrer Hochhausgigantonomie hin zum Mekka aller Stars und Sternchen, nach Hollywood. Natürlich wäre es vermessen anzunehmen, eine der Filmgrößen hier anzutreffen, doch immerhin finden wir nach einigem Suchen quer zum Sunset Boulevard die Sternen-Meile "Walk of Fame", in der ca. 2 000 mehr oder weniger berühmte Leute als blankpolierte Messingsterne in den Bürgersteig eingelassen sind. Ein kurzes Verweilen bei Schauspieler James Steward, der gerade vorgestern gestorben ist und dem jemand zum ehrenden Gedenken ein Blumengebinde neben dessen Stern gelegt hat.

Weiter geht's ein wenig kreuz und quer durch den gepflegten Nobelvorort Beverly Hills, bis wir den Schickeria-Strand von Venice Beach erreichen. Hier treffen wir auf so eine Art Exhibitionistenveranstaltung: Highlife auf Rollerskates, Mountain-Bikes, Skateboards usw, alles natürlich entsprechend gestylt im Super-Outlook. Jeder zeigt, was er hat, was er kann, was er ist.

Nachdem wir uns sattgesehen haben, verlassen wir über endlose Highwaykilometer Richtung Osten den Dunstkreis von L.A., um uns in der Nähe von San Bernhardino ein Plätzchen für die Nacht zu suchen. Campingplätze sind weit und breit nicht in Sicht. Also kurve ich ein wenig durch die dunkle Nacht und werde schließlich am Ende einer Straße hoch über einer kleinen Stadt fündig.

 

Dienstag, 08. Juli San Bernhardino - Death Valley

Nach kühler Nacht und kargem Frühstück bewegen wir uns auf den folgenden Meilen unaufhaltsam in Richtung Death Valley, das Tal des Todes. Unterwegs heißt es aber erst einmal Einkaufen gehen in einem sogenannten Shopping Mall, einem der zahlreichen Konsumtempel, die selbst in einem Wüstennest namens Barstow nicht fehlen dürfen und die auch hier fern größerer Zivilisation recht großzügig bemessen sind. Daß der erste Einkauf nicht gerade preiswert ausfällt, ist leicht zu erklären. Unser Womo haben wir nämlich nahezu nackt übernommen, d.h. nicht einmal Geschirr oder Besteck befinden sich in dem Gefährt. Wohlweislich haben wir auf das nett klingende "Convenience Kit" bei der Buchung verzichtet, da hierbei noch einmal 240 DM zu entrichten gewesen wären – eine unverschämte Geldschneiderei für ein paar Gegenstände, die sich für ein paar Dollar in jedem Supermarkt billig erstehen lassen. Und so geschieht es hier und jetzt in besagtem Shopping Mall.

Unaufhaltsam nähern wir uns nun jenem sagenumwobenen Tal, in dem zuletzt im vergangenen Jahr eine deutsche Familie zu Tode gekommen ist. Verständlich, daß die Verleihfirmen es den Mietern untersagen, per Wohnmobil eine Taldurchfahrt vorzunehmen. Zu groß ist das Risiko, daß die teuren Fahrzeuge bei den klimatischen und geographischen Gegebenheiten Schaden nehmen. Wer eine solche Fahrt dennoch unternimmt, tut dies auf eigenes Risiko. Und wer mich kennt, weiß, daß eben solche kleinen, halbwegs kalkulierbaren Nervenkitzel zu meiner Spezialität gehören. Also, Death Valley bedeutet für uns natürlich Pflichtprogramm!

Gleich hinter Shoshone geht's links ab, und schon ca. 30 Minuten später können wir uns davon überzeuzgen, daß wir uns wirklich in absolut lebensfeindlichem Gebiet befinden. Ein ca. 40-50 Grad heißer Wind fegt uns einem Sandstrahlgebläse gleich um die Nase, und die in üppigen Nachmittagsfarben leuchtende Landschaft begeistert trotz ihrer Kargheit und den riesigen Salzflächen von früher hier existierenden Salzseen. Da muß angehalten werden, damit sich die Kinder durch Fingerschlecken davon überzeugen können, daß es sich wirklich um Salz handelt. Schwer vorstellbar ist die Tatsache, daß ein verirrter Mormonentreck vor etwa 100 Jahren hier lebend herausgekommen ist. Nur ein Mensch hat damals die Strapazen nicht überlebt.

Nach einem wunderbaren Abstecher hinauf über den Artist Drive erreichen wir kurz vorm Dunkel-werden die von wenigen Menschen bewohnte Oase in der Mitte des Tals, den Furnace Creek. Hier finden wir einen einsamen Campingplatz, der uns für diese Nacht einen großzügigen Stellplatz bietet. Noch um 11 Uhr nachts messe ich auf meinem Thermometer sagenhafte 37 Grad (Celsius, nicht Fahrenheit!). Leider gibt's auf dem Platz kein "Hook Up", d.h. weder Strom- noch direkten Wasseranschluß. Das bedeutet. daß wir schwitzen müssen, da zu nächtlicher Zeit kein Generator mehr benutzt werden darf.

 

Mittwoch, 09. Juli Death Valley - Las Vegas

So schlecht haben wir trotz der mörderischen Hitze eigentlich gar nicht geschlafen. Den Einstieg für den heutigen Tag bildet die Besichtigung unseres ersten Visitor Centers. Hier werden sehr plastisch und ganz verständlich klimageographische und geomorphologische Zusammenhänge zum Death Valley erklärt. Außerdem veranschaulichen große Informations- und Bildtafeln die nicht so besonders umfang-reiche Geschichte des Tals (u.a. zu besagtem Siedlertreck) und erteilen Anschauungsunterricht zu dessen Flora und Fauna. Zusätzlich gibt ein (auch käuflich zu erwerbender) Videofilm das ganze noch einmal in leicht verdaulicher Form wieder. Der Eintritt ins Visitor Center ist gratis, allerdings müssen 10 Dollar Eintritt für den Besuch des Tals bzw. des Nationalparks bezahlt werden. Da bei den noch vor uns liegenden Parks auf diese Weise ein erkleckliches Sümmchen zusammenkommen würde, erstehe ich gleich hier den sog. Golden Eagle Pass, mit dem man für zusammen 50 Dollar soviele Parks besichtigen kann, wie man möchte.

Wir wählen die nicht so steile und damit nicht so pannenträchtige Ausfahrt aus dem Tal des Todes und kommen zudem am schönsten Aussichtspunkt auf die tolle Stein- und Wüstenlandschaft vorbei, dem Zabriskie Point. Bei der Vielzahl herrlicher Fotomotive muß ich mich am Riemen reißen, daß ich meinen Filmvorrat nicht gleich allzusehr schröpfe.

Wir verlassen Death Valley und somit auch den Bundesstaat Kalifornien. Nevada, bekannt als Spielerparadies, ist der nach Osten angrenzende Staat. Und wenn man von dem Spielerparadies schlechthin spricht, kann natürlich nur Las Vegas gemeint sein, das wir schon nach eineinhalbstündiger Fahrt durch die Mojave-Wüste erreichen. Die etwa 100 000 Einwohner große Stadt inmitten einer öden Wüstenlandschaft hatten wir auf dem Flug nach L.A. bereits sehr klar aus luftiger Höhe erkennen können. Doch nun können wir uns direkt vor Ort dem Laster und der Lust hingeben, die diesen Ort für viele so anziehend machen. Und in der Tat merken wir sehr bald, daß es schwerfällt, sich der Faszination der Glitzermetropole zu entziehen.

Unser Nachtplatz ist schnell erreicht, da wir vom USA-Spezialisten Klaus wußten, daß man hinter dem Circus Circus einen RV-Park findet (RV=Recreation Vehicle). Und der kommt uns gerade recht, da nicht nur unsere Klimaanlage schnurren kann (full hook!), sondern wir uns auch gleich in den zum RV-Park gehörenden Swimmingpool stürzen können (alles für nur 17 Dollar).

Anschließend geht's richtig rund. Nachdem wir das erste Spieleretablissement mit Einkaufspassagen à la Champs-Elysées hinter uns gelassen haben, zuckeln wir in einem völlig überklimatisierten Bus ans andere Ende des Las Vegas Boulevard, der eigentlich einzig interessanten Straße dieser Stadt. Aber die hat es dafür in sich: Pyramiden und andere ägyptisch anmutende Geschmacklosigkeiten, monströse Paläste und Burgen im Stil von Disneyland (Excalibur), eine Freiheitsstatuen-Attrappe, Treasure Island = ein Piratenschiff in einem nachgebauten karibischen Hafen (und das bei dem Wassermangel in der Region!), Cäsars Palast (Cesar's
Palace
, ein Oldie unter den Klassikern), das nachgebaute Spielcasino von Monte Carlo, die scheinbar niemals enden wollende Show von Siegfried und Roy, ein sehr originalgetreu nachgemachter Vulkanausbruch und dergleichen mehr. Und das alles im Prinzip nur mit dem einem Ziel, die Leute an einen der unglaublich zahlreichen "einarmigen Banditen" oder an Spieltische zu locken bzw. ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen.

Wir arbeiten uns förmlich durch ein Meer von Spielhungrigen und neugierigenTouristen, die alle einfach nur dabei sein wollen. Timo und Maren können die unglaubliche Glitzerpracht kaum fassen und sind vor allem angetan von den Kinderabteilungen einiger Spielcasinos, die speziell für die hier "geparkten" Kids ein eigenes Amüsierviertel eingerichtet haben. Wettkämpfe aller Art gilt es hier zu bestreiten wie z.B. Pferderennen, bei denen bis zu 15 Spieler je eine Kugel so schnell wie möglich in dafür vorgesehene Löcher befördern, damit dadurch die (Holz)-Pferde in Gang gesetzt werden. Der Sieger dieses Rennens erhält dann ein Stofftier. Leider gehen wir trotz großen Engagements dabei leer aus.

Dafür belohnen wir uns spät am Abend, indem wir uns im Monte Carlo Spielcasino ein Buffet "All you can eat" für zusammen 36 Dollar einverleiben, das uns noch lange in Erinnerung bleiben und in unseren überstrapazierten Mägen liegen wird. Einfach sagenhaft, was da an riesigen Theken auf Abnehmer wartet. Kein Wunder, denken wir uns, daß es in Amerika offenbar eine immense Zahl unglaublich fetter Zeitgenossen gibt. Ein wirklich auffälliges und unübersehbares Phänomen.

Um ein Uhr in der Nacht ist es endlich geschafft. Völlig erledigt erreichen wir unser Womo und fallen von dem Rummel leicht genervt und doch beeindruckt in die Betten.

 

Donnerstag, 10. Juli Las Vegas - Lake Mead - Hoover Dam - Valley of Fire

Noch ein Sprung in den Swimming-Pool, dann eine Rundfahrt durch das vom Tageslicht entzauberte Las Vegas, und schon ist der Traum aus Glitzer und Neon für uns wieder Vergangenheit. Bald leuchtet in tiefem Blau der Lake Mead unter uns, ein aus dem Colorado-Fluß aufgestauter See, der für Touristen vor allem wegen des berühmten Hoover Staudammes interessant ist. Wir sind ein bißchen spät dran und können deshalb das Innere der riesigen Staumauer nicht mehr erkunden, müssen uns folglich mit der fraglos imposanten Außenansicht des Bauwerks begnügen. Conni ist darüber gar nicht so traurig, da sie aufgrund zweier unglücklicher Fahrmanöver meinerseits mit unserem immer noch etwas ungewohnten Automatik-Gefährt leichte Rückenprobleme hat.

Auf der Suche nach einem Campingplatz am Lake Mead läßt uns der ansonsten sehr zuverlässige Reise Know-How etwas im Stich, da die Angaben hierzu sehr unpräzise sind und wir letztlich noch eineinhalb Stunden unterwegs sind, bis wir den Campground des Valley of Fire State Parks erreichen. Einen Stellplatz zu finden ist kein Problem – wir haben mehr oder weniger die freie Auswahl und wählen einen, der für morgen früh Schatten verspricht. Selbst in der Abenddämmerung wird deutlich, daß wir mit der Wahl dieses eher unbekannten Parks einen Glücksgriff getan haben. Wie Geister, Gnome und Tiere sehen sie aus, die feuerroten Felsen, die in den Abendhimmel ragen. Maren freut sich schon auf eine Kletterpartie mit mir morgen früh.

 

 Freitag, 11. Juli Valley of Fire - Zion National Park (N.P.)

 Da Timo etwas Probleme mit der Verdauung und infolgedessen mit seinem Allerwertesten hat und sich für nicht kletterfähig erklärt, starten Maren und ich zu zweit zu unserer ersten Klettertour auf dieser Reise. Richtig Spaß macht das Auf und Ab bei der Vielzahl interessant geformter und einigermaßen rutschfester Felsen. Im Nu schrumpft alles, was unter uns liegt, auf Spielzeuggröße. Die Vorstellung, daß früher hier Indianer gelebt haben, beflügelt noch unseren Kraxelehrgeiz.

Doch irgendwann müssen wir ans Weiterfahren denken, und noch vor Mittag brausen wir auf dem schnurgeraden Freeway in Richtung Nordosten. Heutiges Ziel ist der Zion National Park. Bevor wir diesen erreichen, geben wir von einer Tankstelle aus daheim in Good Old Germany unser erstes Lebenszeichen per Telefon. Die Verbindung ist super, allerdings benötigt man einige Zeit, bis man das computergesteuerte Telefonsystem durchschaut hat. Für Leute, die noch ein bißchen länger auf der Leitung stehen, kann dies sogar zu einem Sonnenbrand führen. Mein verbrannter Nacken läßt schön grüßen... Ein Easy Rider-Pärchen mit einer Harley original aus Gummersbach im Oberbergischen kreuzt während der Telefonaktion unseren Weg.

Weiter geht's durch endlose Wüstenlandschaft, die lediglich von Zeit zu Zeit von einem Spielkasino, einem Hotelkomplex oder einem gepflegten Golfplatz (!) unterbrochen wird. Doch dann wird's wieder viel aufregender: Wir befinden uns am Eingang des Zion Nationalparks. Die Sonne steht schon tief, und wir wollen den Tag nicht ohne ein kleines Action-Spektakel beenden. Links und rechts der Straße bieten Kleinunternehmen ihre Dienste feil, die auf die tolle Gebirgslandschaft und den hindurchfließenden Virgin River abzielen. Wir entscheiden uns für eine Mini-Raftingtour per LKW-Schlauch. Für insgesamt satte 40 Dollar mieten wir für jeden von uns einen dieser Schläuche, wobei ein Transfer mit Hinfahrt und Abholung an anderer Stelle eingeschlossen sind. Und wir bereuen die Ausgabe nicht. Schon bald, nachdem wir den Kleinbus an einer ruhigen Einstiegsstelle zum Virgin River verlassen haben, schippern wir auf unseren Gummivehikeln flußabwärts. Teilweise dümpeln wir eher dahin (Badepause eingeschlossen), teilweise aber geht's auch über kleinere Flußschnellen rasant voran. Und dabei das Gleichgewicht zu halten, fällt durchaus nicht immer leicht. Zweimal kippe ich während der Fahrmanöver einfach um, und das in voller Montur. Geld und Papiere, die ich sinnigerweise mit mir führe, sehen entsprechend aus. Aber allen macht's einen Heidenspaß, so daß wir trotz triefender Nässe, schlotternder Glieder ("Are you well" – lautete die besorgte Frage eines Beobachters) und blauer Flecken nach ca. eineinhalb Stunden traurig sind, daß alles so schnell vorübergegangen ist.

Leider dürfen wir in den Park mit unserem Womo nicht mehr hineinfahren, da alle Campingplätze voll belegt sind und wir uns ein Nachtplätzchen außerhalb suchen müssen. Der RV-Platz ist zu teuer, und somit verbringen wir zum zweiten Mal während unserer bisherigen Tour eine Nacht "wild"; diesmal auf einem Firmengelände etwas abseits der Straße.

 

Samstag, 12. Juli Zion N.P. - Bryce Canyon N.P.

Beim Eintritt in den Park erhalten wir vom wachhabenden, freundlichen Ranger – wie es in den USA üblich ist – eine Handvoll Broschüren, Zeitungen, Kartenmaterial usw., und dann sind es nur noch 10 km bis zum Beginn des eigentlichen Zion Canyon, von wo aus wir zu einer Wanderung in eine immer enger werdende Schlucht aufbrechen.

Außer uns sind zu unserem Leidwesen ganze Heerscharen von "Touris" - vornehmlich Amis, Franzosen, Deutsche - unterwegs, die alle mal das Erlebnis einer Flußwanderung mitmachen wollen. Eine solche steht uns nämlich bevor. Ganz harmlos geht's los auf einem gut befestigten, ja anfangs sogar geteerten Weg in das Innere des Canyons, bis dieser aufgrund der immer enger werdenden Schlucht ziemlich abrupt endet und der "Weg" meist durch das mehr oder weniger tiefe Wasser des Virgin River weitergeht. Der Narrows Trail trägt nun wahrlich zu Recht seinen Namen. Und natürlich macht das Waten und Balancieren in unsicherem Gewässer Alt und Jung mächtig Spaß. Je weiter wir uns vom Canyon-Eingang entfernen, desto weniger Wagemutige bleiben übrig und desto kolossaler und imposanter zeigen sich die steilen Felswände zu unserer Linken und Rechten. Zweieinhalb Stunden dauert unser Marsch durch das feuchte Element, bis wir kurz
darauf und nun wieder trockenen Fußes mit unserem Womo schon wieder auf Achse sind.

Erst einmal klettern wir im Berggang in schwindelnde Höhen mit tollen Ausblicken und pittoresker Nachmittagsbeleuchtung. Dann durchfahren wir fruchtbare Senken und vegetationsreiche Landschaften, um dann noch vor Sonnenuntergang den angepeilten Bryce Canyon zu erreichen.

Heute werden wir wahrlich über die Maßen verwöhnt. Denn was wir hier im Bryce Canyon zu vorgerückter Stunde an optischen Leckerbissen zu Gesicht bekommen, übertrifft bei weitem unsere Erwartungen. Eine felsgewordene Traumlandschaft von gigantischen Ausmaßen. Wind, Wasser und Eis haben hier bizarr skurille Sandsteinformationen geschaffen, die es in dieser Vielfalt nur einmal auf der Erde gibt. Wir werden zwar an ansatzweise vergleichbare Gebilde in Göreme in der Türkei erinnert, doch übertrifft diese Landschaft hier, die fälschlicherweise als Canyon bezeichnet wird, alles bisher Gesehene. Es fällt uns schwer, uns von dem sagenhaften Ausblick, den wir am Sunset Point genießen, loszureißen. Ähnlich gefesselt haben mich auf meinen bisherigen Reisen nur wenige Sehenswürdigkeiten, wie etwa das Taj Mahal in Indien oder Machu Pichu in Peru.

Die untergehende Sonne bringt uns wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, will heißen, wo werden wir die Nacht verbringen? Alle Campgrounds im Park sind voll, und außerhalb werden wir auch nicht fündig bzw. sind nicht begeistert, so daß uns erneut eine "wilde" Nacht bevorsteht, diesmal auf einem Schulhof einer Schule in Tropic, einem kleinen Ort, der noch in Sichtweite der fantastischen Felsmonumente liegt.

 

Sonntag, 13. Juli Bryce Canyon - Kodachrome Basin State Park

Wirklich niedlich und possierlich sind die flinken Erdhörnchen oder auch Squirrels, denen wir am frühen Morgen bei ihrer Arbeit zuschauen. Doch dann tauchen wir schon bald in die Wunderwelt des Bryce Canyon ein und zwar auf dem Navajo Trail, der bergauf, bergab durch eine kaum beschreibbare Märchenlandschaft führt. Dreieinhalb Stunden sind wir auf besagtem Wanderweg unterwegs, bis wir schweißgebadet den Upper Rim wieder erklommen haben. Hier oben auf der schroffen Abrißkante des Hochplateaus in 2500 m Höhe ist es dann (fast) nur noch ein Kinderspiel bis zu unserem Womo. Erschöpft, aber auch total begeistert von dem Erlebten treten wir nach Besichtigung des obligatorischen Visitor Centers die Weiterfahrt an.

Ziel heute soll der etwa 100 km entfernte Lake Powell sein, doch entpuppt sich die Fahrt dorthin als reine Hindernisfahrt. Im Atlas als Gravel Road eingezeichnet,
also als unbefestigte Straße, ist sie weit mehr als nur unbefestigt. Bodenwellen und Schlaglöcher ohne Ende kennzeichnen den Straßenzustand, für Wohnmobile dieser Größe eine unzumutbare Quälerei (und für die Insassen natürlich auch). Also fahren wir ein paar Meilen zurück auf festes Terrain, biegen rechts ab und sind schon nach ein paar Kilometern an der Kodachrome Basin Lodge, die einen wunderbaren Campingplatz in wunderbarer rotbunter Felskulisse mit Wildwestcharakter beherbergt. Etwas Ruhe und Entspannung am Ende der ersten Woche unserer Tour wird uns sicher guttun.

 

Montag, 14. Juli Kodachrome Park - Lake Powell (Wahweap)

Erstmal müssen wir retour fahren. Ein recht happiger Umweg ist notwendig, da besagte Schotterpiste nicht in Frage kommt. Doch gut Ding will Weile haben, und nach einigen Stunden Fahrt ist der Lake Powell, ein weiterer Stausee aus dem Wasser des Colrado River, endlich in Sicht. Bei Wahweap befindet sich ein Bade-, Boots- und Campingbereich, der großen Freizeitspaß verspricht. Also lassen wir uns ohne full hook-up bei Temperaturen um die 35 Grad auf dem einfachen aber schönen Campground mit Blick auf den 150 km langen See nieder. Die Badefreuden sind für alle grenzenlos, und wir genießen das landschaftliche Ambiente, das Indianerland in Reinkultur widerspiegelt. Beim Anblick der rötlichen Felsen in Verbindung mit dem tiefblauen See und der kargen Wüstenlandschaft drumherum wird die Phantasie natürlich entsprechend beflügelt.

Auf einem Straßenschild wird die Entfernung nach L.A. mit 540 Meilen angegeben. Wenn man bedenkt, daß wir schon deutlich über 1 000 Meilen hinter uns gebracht haben, wird deutlich, in welchen Zickzackkursen wir uns bewegen.

 

Dienstag, 15. Juli Lake Powell - Grand Canyon

 

Mit der Weiterfahrt lassen wir uns Zeit. Eigentlich hatten wir ein Motorboot für eine Tagestour auf dem See mieten wollen, doch bei einem Mietpreis von 110 Dollar für das kleinste Modell nehmen wir Abstand von diesem Vorhaben und machen stattdessen eine gemütliche einstündige Ausflugsfahrt auf einem ehemaligen Mississippi-Schaufelraddampfer. Anschließend steht die Besichtigung des Glen Canyon Damms auf dem Programm. Mit der Fertigstellung dieses Staudamms wurde 1962 eine Canyonlandschaft gewaltigen Ausmaßes überflutet – ein damals sehr umstrittenes Projekt. In einer kostenlosen self-guided tour gelangen wir über mehrere Etagen in das Innere des riesigen Damms, wo alles sehr anschaulich präsentiert und erklärt wird.

Wir passieren mit unserem Womo die nahegelegene Stadt Page, befinden uns nun in Arizona auf dem Weg zum nächsten Superlativ, dem Grand Canyon. Dazu müssen aber etliche Meilen zurückgelegt werden zumeist durch ödes Wüstengebiet. Unschwer lassen sich spärlich ausgestatte, primitive Siedlungen am Straßenrand als Indianerortschaften ausmachen. In diesem Teil Arizonas befinden sich Reservate hauptsächlich für Navajo-Indianer, die mit ihren Verkaufsständen an der Hauptstraße zum Anhalten auffordern. Dies tun wir denn auch und erstehen einige hübsche Indianersouvenirs sowie Silberschmuck mit indianischen Motiven. Auch fotografieren darf ich nach höflicher Anfrage.

So, nachdem wir eine einstündige Zwangspause an einer Straßenbaustelle murrend hinter uns gebracht haben, reißen wir die letzten Meilen runter und erreichen knapp vorm Sonnenuntergang den Grand Canyon. Der Desert View Point ist unser erster Aussichtspunkt auf den Canyon aller Canyons! In Verbindung mit dem herrlichen Sonnenuntergang erleben wir ein Schauspiel der Extraklasse. Kaum faßbar, was sich dem menschlichen Auge hier bietet, und kaum in Worte zu fassen. Man muß es wirklich selbst gesehen haben, um dieses Naturphänomen in seiner ganzen
Größe erfassen zu können.

Im Dunkeln schon begeben wir uns auf schmaler Straße durch dichte Wälder ins Grand Canyon Village, einem unschwer erkennbar auf Massentourismus eingerichteter Urlaubsort. Ein Straßenlabyrinth zwingt uns, einige Schleifen zu fahren, bis wir uns mangels eines freien Campingplatzes auf einem etwas abseits gelegenen Parkplatz niederlassen in der Hoffnung, die Nacht hier ungestört verbringen zu können und morgen in aller Frühe einen der begehrten Campgrounds zu ergattern. Der Sternenhimmel hier in 2 100 m Höhe in Verbindung mit einem fast kugelrunden Mond verschafft der atemberaubenden Landschaft zusätzlich einen besonderen Reiz.

 

Mittwoch, 16. Juli Grand Canyon (South Rim)

In aller Hergottsfrühe schon stehe ich an der Eingangspforte zum Mather Campground und hoffe mit einem Häuflein anderer Unerschrockener auf Einlaß, und tatsächlich dürfen wir trotz des full-Zeichens gegen acht einfahren. Glück gehabt, denn normalerweise ist alles restlos ausgebucht. Inmitten eines dichten Waldgeländes tun wir uns auf dem wunderbaren Platz erstmal etwas Ruhe an, ziehen dann ins Village, um einige weniger aufregende Dinge wie Einkaufen, Geldabheben oder Postkarteneinwerfen zu erledigen und begeben uns dann vom sehenswerten Visitor Center zum South Rim, der Abrißkante auf dem Colorado-Plateau, von wo aus es in schwindelerregender Steilheit nach unten zum Colorado-River geht. Wir folgen der Abrißkante nach Westen.

Absolut spektakuläre Aussichtspunkte wechseln sich auf unserem Marsch ab mit Souvenirläden, Hotels, Galerien und allerlei Annehmlichkeiten, die das Touriherz erfreuen (den Kindern wird sicher vor allem das tolle Eis in Erinnerung bleiben). Dann erreichen wir die erste Station eines sog. Shuttle-Bus-Service, der die vielen Urlauber über eine lange Distanz von Viewpoint zu Viewpoint transportiert bis hin zum westlichsten Punkt, dem Hermit's Rest. Wir nehmen diesen kostenlosen Service gerne in Anspruch und steigen zwischendurch immer mal wieder aus dem wenig komfortablen Ruckelbus aus, um die ständig wechselnden Ausblicke auf den Canyon zu genießen. Der nahende Sonnenuntergang verleiht dem landschaftlichen Schauspiel zunehmend eine Dramatik, die uns vollkommen in ihren Bann zieht. Glaubt man, eben den absoluten Ausblick oder die tollsten Farbkompositionen erwischt zu haben, ist es an der nächsten Station dann doch wieder noch
fantastischer.

Von solch bleibenden Eindrücken angefüllt zuckeln wir gegen Abend wieder in Richtung Village, laufen die restliche Strecke bis zum Womo zu Fuß und lassen dann in aller Ruhe das Erlebte und Gesehene in uns wirken.

Lediglich das Womo will nicht mehr so recht mitspielen bei unserer Hochstimmung, da plötzlich die Lampen beinahe erlöschen, der Kühlschrank nicht mehr richtig arbeitet und wir mit Erstaunen zur Kenntnis nehmen, daß die Bordbatterie im Begriff ist, sich zu verabschieden.

 

Donnerstag, 17. Juli Grand Canyon (Bright Angel Trail)

Und wieder sind wir ganz früh auf der Matte. Maren und ich wollen's wissen. Timo ist mit seinem Popo noch ein wenig gehandicapt, Conni mit einer Blase am Fuß ebenfalls, so daß die beiden "Kletterprofis" alleine den Abstieg auf dem Bright Angel Trail wagen müssen. Für ganz Unbedarfte hat man am Beginn des Wanderweges ein Schild mit einigen warnenden Zeigefingern hinsichtlich aller möglichen hier lauernden Gefahren aufgestellt, wonach der Abstieg bis zur Zwischenstation Indian Gardens vier Stunden dauern soll, der Rückweg das Doppelte. Dies scheint mir reichlich übertrieben, doch wir werden's ja sehen.

Mit Proviant und Wasserflaschen ausgerüstet geht's schnellen Schrittes steil bergab auf staubigem, teilweise felsigem Untergrund, immer das erste Ziel im Visier und die immer schroffer aufragenden Felsen hinter uns lassend. Und siehe da, nach kaum zwei Stunden haben Maren und ich die Station Indian Gardens etwa 1 000 Höhenmeter unterhalb des Plateaus erreicht. Obwohl die Temperaturen hier unten sehr spürbar über denen oben auf der Höhe liegen, läßt es sich in der Oase der "Indianischen Gärten" gut aushalten. Es gibt hier Wasser und folglich auch einige Bäume, die zum Rasten einladen. Da ich Marens Kräfte nicht überstrapazieren will, verabschiede ich mich dann für etwa eine Stunde und marschiere fast im Dauerlauf ein paar Kilometer weiter zum Plateau View Point, einem Aussichtspunkt der Spitzenklasse auf den unter mir rauschenden Colarado. Weit wär's nicht mehr zur Phantom Ranch, dem Endpunkt unten am tiefsten Punkt des Canyons, doch bremse ich meinen sportlichen Ehrgeiz und begebe mich zurück zu Maren, die schließlich allein auf mich wartet. Unterwegs begegnen mir ein paar Touristengruppen zu Muli und zu Pferd, die die bequemere Variante des Ab- und Aufstiegs gewählt haben. Genauso unproblematisch wie der Abstieg gestaltet sich der natürlich mühsamere Aufstieg, der wiederum die Zeitangaben im Reiseführer um die Hälfte unterschreitet. Statt acht Stunden benötigen wir trotz Mittagshitze und mehrerer Trinkpausen gerade mal vier. Bevor wir das obere Plateau erreichen, hören wir in einiger Entfernung plötzlich Connis und Timos Stimmen. Es hat die beiden denn doch nicht oben gehalten, und so sind sie uns ein Stück entgegengegangen in der Annahme, uns unterwegs irgendwo zu treffen. Auf diese Weise "erstürmen" wir den Gipfel am frühen Nachmittag gemeinsam. 14,5 km liegen hinter Maren, etwa 20 hinter mir.
Trotz Staub, Schweiß und beginnendem Muskelkater fühlen wir uns richtig wohl.

Neben unserer eigenen Reinigung ist heute auch mal Wohnmobilpflege angesagt, was an einer nahegelegenen Dump Station schnell erledigt ist. Anschließend brausen wir einige Kilometer zum Südeingang des Nationalparks, um uns dort außer einem Hamburger noch etwas besonders Gutes anzutun. Wir betreten eins jener kolossalen Riesenkinos, die es an einigen wenigen außerordentlichen Punkten auf der Erde gibt, ein sog. IMAX-Cinema. Klar, daß die dort gezeigten Filme mit der Attraktion der jeweiligen Region zu tun haben. Auf einer gigantischen Leinwand sehen wir einen toll gemachten Film zum Grand Canyon, der den vielsagenden Titel The Hidden Secrets of Grand Canyon trägt. Mit seinen rasanten Actionszenen und herrlichen Landschaftsaufnahmen begeistert er (nicht nur) die Kinder restlos.

 

Freitag, 18. Juli Grand Canyon - Monument Valley

Bye-bye Grand Canyon! Hope to see you again ...

Und wieder geht es zu einem ausgesprochenen Highlight, das auch über die Grenzen Amerikas hinweg fast jeder zumindest vom Ansehen her kennt: Monument Valley. Wer John Wayne durch die Wüste hin zu den unverwechselbaren riesigen Felsstümpfen hat reiten sehen oder mindestens ebenso bekannt der Marlborough Mann, der weiß wovon ich hier spreche. Eigentlich ist es ein Synonym für den Wilden Westen schlechthin.

Ein schön gelegener Campingplatz mit Blick auf die rötlich leuchtenden Monolithen vervollständigen unser auch hier wieder aufkommendes Hochgefühl. Um noch mehr auf Tuchfühlung zu den steinernen Monumenten zu gehen, erwägen wir, eine Jeeptour mit einem der indianischen Anbieter für Touren durchs Valley zu unternehmen, doch schrecken uns die hierfür zu zahlenden 80 Dollar, so daß wir stattdessen einen ausgedehnten Spaziergang oberhalb des Tals unternehmen. Von hier oben hat man einen herrlichen Ausblick, der mit einsetzendem Sonnenuntergang immer bombastischer und stimmungsvoller wird. Der Fotoapparat bleibt permanent in Aktion. Dennoch sollte man zurückhaltender sein mit Superlativen, wie ich sie in einem Reiseführer gelesen habe. Hier wird beim Monument Valley von einem achten Weltwunder gesprochen.

Gerne würden Maren, Timo und ich an einem der von Indianern geführten Pferdeausritte à la John Wayne teilnehmen, doch auch hier sind die Preise nicht zu verachten (30 Dollar für 1 1/2 Stunden – pro Person!), und außerdem scheint alles ausgebucht.

Gerade als Timo und Maren die Fleischklöpse zum Grillen auf den zu unserem Platz gehörenden Holzkohlengrill legen wollen, durchzuckt ein greller Blitz den Himmel, und nur Sekunden später blitzt, kracht und schüttet es mit voller Wucht. Versteht sich, daß dieses Ereignis das überwältigende Naturschauspiel um uns herum um eine weitere Variante bereichert. Das junge Thüringer Pärchen vor uns hat bei soviel Naturgewalt mit vereinten Kräften damit zu kämpfen, dessen kleines Zelt am Fortfliegen zu hindern.

 

Samstag, 19. Juli Monument Valley - Cortez - Mesa Verde

So ganz ungeschoren erreichen wir das für heute angepeilte Ziel Mesa Verde nicht. Da sind zunächst einmal die vielen Verkaufsstände von Navajo-Indianern am
Straßenrand, die das Vorbeifahren beinahe unmöglich machen. Also wird gekauft, was der Kofferraum aufnehmen kann. Von Flitzebögen über Glücksbringer, Schmuck, Vasen und dergleichen mehr schlagen wir fast en gros zu. Mir wird in Erwartung meiner VISA-Abrechnung demnächst zu Hause ganz schwindelig.

Und damit nicht genug. Etliche Meilen weiter in einer Stadt namens Cortez geht der Einkaufswahn weiter. Nach einer Stärkung bei Burger King kommen neben den notwendigen Dingen dann noch Levis, Turnschuhe, T-Shirts etc. hinzu, wie gesagt en gros. Flugs überschlage ich, 700 DM etwa dürften's umgerechnet sein. Kein Wunder, daß der nervige junge Verkäufer im Textilgeschäft mit seinen paar Französisch- und Deutschkenntnissen uns immerzu verfolgt und ständig gut–gut murmelt.

Nur zu einem Kauf lassen Conni und ich sich nicht überreden. Im großen Supermarkt nebenan versuchen ein paar Kinder, schrecklich niedliche Hundebabies an den Mann/die Frau zu bringen – für sage und schreibe 2 Dollar pro Hund. Maren ist in ihrem Wunsch nach einem solchen Knuddeltier kaum davon zu überzeugen, daß das absolut unmöglich ist und der Hund die Strapazen sowieso nicht überleben würde. Was würde DJ wohl dazu sagen?

Wider Erwarten erreichen wir den Nationalpark von Mesa Verde dann doch noch, jedoch beschränken wir uns heute auf das Aufsuchen des in einem dichten Waldgelände gelegenen großen Campingplatzes. Es dauert nicht lange, und wieder blitzt und donnert es. Diesmal jedoch hält der darauffolgende Regen an, und es wird erbärmlich kalt.

 

Sonntag, 20. Juli Mesa Verde - Durango

Zum Glück haben sich die Regenwolken verzogen. Trotz der Höhe von 2 100m erwärmt die Sonne im Nu Leib und Seele, und der Blick auf die schneebedeckten Gipfel des Ute-Gebirges, einen Ausläufer der Rocky Mountains, verheißt einen aufregenden neuen Tag.

Die dritte Woche unserer Reise wird am heutigen Sonntag mit dem Besuch der einzigartigen, in Fels gehauenen und gemauerten Pueblo-Siedlungen von Mesa Verde eingeläutet. Nachdem das nervende Schlangestehen vor dem Visitor Center zwecks Kartenerwerbs zur Besichtigung des Cliff Palace überstanden sind, können wir uns durch die präkolumbianischen Siedlungen hier oben am grünen Tisch (mesa verde) treiben lassen. Und wie nicht anders zu erwarten, stellt der vorher bereits erwähnt Cliff Palace, eine unter höhlenartigen Überhängen errichtete Steinbehausung, den Höhepunkt unserer Besichtigungstour dar. Schon toll, was die Anasazi-Indianer vor etwa 800 Jahren hier geschaffen haben, um es aus unerfindlichen Gründen ein paar hundert Jahre später wieder zu verlassen. Immerhin gehören die erst vor 100 Jahren entdeckten Siedlungen mittlerweile zum besonders schützenswerten "Welterbe der UNESCO".

Tom, der stark ergraute Führer unserer Besichtigungsgruppe und seines Zeichens Ranger, erklärt ganz emphatisch in breitem American Slang jedes Detail dieses steinernen Monuments. Die Kinder hingegen finden mehr Gefallen an den Kletterpartien durch die guterhaltenen Gemäuer.

50 Meilen weiter östlich erreichen wir am späten Nachmittag buchstäblich mit dem letzten Tropfen Benzin Durango, das Ziel unserer heutigen Tagesetappe. Klar, wo vorher von Indianern die Rede war, dürfen auch Cowboys nicht fehlen. Und Durango ist so eine richtige Westernstadt. Da kann Fort Fun nur spärlich mithalten Hier ist der wahre Wilde Westen! Saloons, Geschäfte mit Colts, Sätteln und ähnlichen Accessoires sowie Häuser im klassischen Western Style soweit das Auge reicht. Und da darf natürlich auch die früher so wichtige Dampflokomotive nicht fehlen, die hier mehrmals am Tag zur 80 Meilen entfernten Silberstadt Silverton mit großem Getöse startet. Gleich nachdem wir das Zentrum der Stadt erreicht
haben, fährt so ein stählerner Koloß schnaubend an uns vorüber. Am Bahnhof angelangt, legt sich dann unsere Westerneuphorie allerdings ein wenig angesichts der unverschämten Beförderungskosten, die für eine Hin- und Rückfahrt nach Silverton verlangt werden. Sage und schreibe 49 Dollar soll ein Ticket pro Erwachsenem kosten – die Touristen werden's schon zahlen! Nicht so mit uns. Nach diversen Informationsbeschaffungen sieht die Planung für morgen so aus, daß Timo und Maren alleine mit dem Zug nach Silverton reisen und Conni und ich parallel dazu mit unserem Wohnmobil so eine Art Begleitkorso bilden werden. Ein bißchen aufgeregt sind die beiden Kids schon, als wir oberhalb eines rauschenden Flusses fernab jeglicher menschlicher Behausung den Tag beschließen.

 

Montag, 21. Juli Durango - Silverton - Ouray - Colorado River

Sehr ruhig, vielleicht allzu ruhig war die Nacht, so daß ich mehr in die Stille gelauscht habe als zu schlafen. Ein Wohnmobilnachbar wär mir schon lieb gewesen, doch scheint freies Campen in den USA nahezu unbekannt zu sein. Um viertel vor sieben schmeiße ich die Baggage aus den Betten. Schließlich müssen wir pünktlich am Bahnhof von Durango sein. Und siehe da, für Conni gibt's auch noch einen freien Platz im Zug, so daß mich Frau und Kinder um 8 Uhr meinem Schicksal

überlassen und ächzend und schnaubend in ihrem nostalgischen Gefährt gen Westen rollen. Bei dem stolzen One-Way-Tarif von 85 Dollar für die drei verzichte ich gerne auf die Bahnfahrt und bewege stattdessen unser Womo in dieselbe Richtung.

Ein großes Schild vor einem Motel am Ortsausgang von Durango verkündet stolz: John Wayne was here – and he liked it! – und ich kann nur ergänzen: so do I ! Welch landschaftliche Pracht begleitet mich die nächsten 80 Meilen mit richtig hochalpinem Charakter und Pässen von bis zu dreieinhalbtausend Metern.
Daß meine Lieben nach ihrer Ankunft in Silverton gegen Mittag von ihren Reiseerlebnissen unterwegs nur so schwärmen, versteht sich bei einem solchen Augenschmaus von selbst. Das Bergwerksstädtchen hier in luftiger Höhe hätte eigentlich einen längeren Aufenthalt verdient, doch beginnt es leider zu regnen, so daß wir gleich weiterbrausen, und zwar nach Ouray, einem pittoresken Örtchen, das im Reise-Know-How als schönster Ferienort der Rockies gepriesen wird. Heiße Quellen locken uns am Wegesrand, doch scheint mir die Zeit zu knapp zu einem Badenachmittag. Eigentlich möchte ich heute noch bis zum weit entfernten Arches Nationalpark weiterfahren. Einen Zwischenaufenthalt haben wir aber dann doch, da ein Schild zur Gold- und Silbermine von Ouray weist, und das lassen wir uns nicht entgehen. Mit einigen anderen Neugierigen beginnt unser Bergwerkstrip auf einer Lore,die uns etliche hundert Meter hinein in den Stollen befördert. Und dort in tiefer Finsternis, die nur von einer Grubenlampe durchbrochen wird, erzählt uns ein uriger Führer alles über die ertrag-, aber auch entbehrungsreiche Geschichte dieser Mine

Wir verlassen die grüne Gebirgslandschaft, und je weiter wir uns wieder nach Westen begeben, umso öder und karger wird das Landschaftsbild. Der Kontrast ist gewaltig. Endlich nach langer Fahrt nähern wir uns aufs Neue dem Colorado River. Dann noch ein paar Meilen entlang des gewundenen Flußlaufes mit mächtigen Felsmassiven zu beiden Seiten des Flusses, und wir haben auf einem sog. primitive campground unser idyllisches Plätzchen für die Nacht gefunden.

 

Dienstag, 22. Juli Arches Nationalpark

Oh wie muß ein Ferienlangschläfer wie ich leiden, wenn's ums große Reiseerlebnis geht. Schon wieder ist die Nacht gegen halb sieben für mich zu Ende. Diesmal müssen wir sehr frühzeitig am Eingang zum Arches N.P. sein, um einen der raren und sehr begehrten Plätze auf dem parkeigenen Campingplatz zu erhaschen. Und so klappt's auch prima. Wir werden nach Vorzeigen des Golden Eagle Passes gleich registriert und haben nun Zeit, während die Kinder hinten noch schlafen, uns einen ersten Eindruck von all den Wunderwerken der Natur hier im frühen Morgenlicht zu verschaffen.

Und wahrlich, hier erwartet uns eine richtige Zauberlandschaft mit bizarren
Figuren aus einer anderen Welt. Nicht umsonst tragen die Felsgebilde dann auch Namen wie gossips = Klatschweiber oder devil's garden = Teufelsgarten. Dabei bilden die eigentliche Attraktion natürlich die mannigfaltigen Steinbögen, denen der Park auch seinen Namen verdankt (Arches). Zu nennen sind da in erster Linie der Delicate Arch, der Double Arch, der Landscape Arch (mit einer Ausdehnung von 93m) oder der Double O, allesamt einer sehenswerter als der andere und alle verteilt auf eine Hochebene, über die eine kleine Straße von 20 Meilen Länge führt. Die steinernen Gebilde haben interessanterweise ihren Ursprung in versteinerten Salzablagerungen, die in Verbindung mit rotem Sandstein durch Wassererosion und Frostsprengung über die Jahrtausende zu diesem Figurenkabinett geführt haben.

Nachdem ein erster Erkundungsmarsch innerhalb der Windows Section zu jedermanns Zufriedenheit oder besser Begeisterung absolviert worden ist, beziehen wir auf dem herrlichen Campingplatz einige Meilen weiter unser Quartier für die nächsten 2 Tage. Hier muß man sich einfach Zeit nehmen!

 Ein Schrei (Conni), ein Schreck (ich) – hinter meinem auf einem Felsen ruhenden Kopf nähert sich in bedrohlich geringem Abstand eine Schlange, die gleich nach ihrer Entdeckung wieder das Weite sucht. Ein bißchen Abenteuer muß schon sein! Und so tot wie die Landschaft auf den ersten Blick wirkt, ist sie beileibe nicht. Squirrels, Käfer, Vögel, Rehe (wie ich später zu meinem Erstaunen feststellen kann) und dergleichen mehr haben sich auf diesem Terrain häuslich eingerichtet.

Eine eher kleinere Wanderung vorbei am Broken Arch machen wir nachmittags en famille, während ich anschließend dann noch auf einer einsamen Wanderung schnellen Schrittes den Garten des Teufels (devil's garden) durchstreife. Mir kommt es vor, als würde ich den Teufel höchstpersönlich herausfordern, denn während der gesamten Wander- und Klettertour durch diabolische Felslandschaft begleitet mich ein bedrohliches Gewitter mit immer näher kommendem Blitz und Donner.

 

Mittwoch, 23. Juli Arches N.P. - Moab - Arches N.P.

Für heute steht zur Abwechslung mal wieder Kinderbelustigung auf dem Programm. Da wo Butch Cassidy einst seine geklauten Rinder vor den Gesetzeshütern versteckt hat, befindet sich heute ein Erlebnis-Wasserpark mit drei parallel verlaufenden Riesenrutschen. Natürlich befindet sich dieses Spaßbad nicht innerhalb des Parks sondern einige Meilen außerhalb kurz vor den Toren von Moab. Timo, Maren und ich rutschen und schwimmen um die Wette, während Conni in unserem Womo eine ruhige Kugel schiebt. Bereichert wird unser Schwimmbadbesuch noch durch eine Truppe junger Leute, die plötzlich am Rand des Pools einen gewaltigen Cassettenrecorder zum Klingen bringt und zu bekannten Musical- und Popmelodien tanzt und singt. Man stelle sich die Situation in einem deutschen Schwimmbad vor... Da kommt richtig Freude auf.

Der Nachmittag gehört noch einmal der Besichtigung weiterer Highlights innerhalb des Nationalparks, wobei wir aus Zeitmangel den angeblich schönsten Bogen, den Delicate Arch, nur aus der Ferne bewundern können.

Zeitmangel deshalb, weil ein weiteres Bonbon auf uns wartet. Nämlich der abendliche Besuch einer Ranch in Moab, wo uns ein sog. Chuckwagon Supper mit anschließender Westernshow erwartet. Nach einer eher harmlosen, draußen im Freien dargebotenen Vorführung von kleinen Szenen aus dem Wilden Westen mit raubenden und schießenden Gaunern und dem immer gewinnenden guten Sheriff gibt's erstmal was zu beißen. Den Gepflogenheiten der Cowboys entsprechend werden auf Blechtellern Kartoffeln, dicke Bohnen und Rind oder Hähnchen serviert. Wir sitzen in einer Art Festzelt mit langen Tischen und Bänken und genießen neben dem leckeren Mahl auch die Gespräche mit unseren amerikanischen und holländischen Tischnachbarn. Anschließend folgt eine wirklich tolle musikalische Darbietung der Bar-M-Wranglers, ein Country- und Westernquartett, das durch Musikalität und Witz überzeugen kann, einschließlich der Oma des Hauses, die eifrig ihrer Fiedel temperamentvolle Weisen entlockt. Ziemlich spät am Abend verlassen wir die Ranch, nicht ohne eine Cassette mit den schönsten Songs der Gruppe mit auf den Weg zurück in den Arches N.P. zu nehmen.

 

Donnerstag, 24. Juli Arches N.P. - Dead Horse Point - Salt Lake City - Great Salt Lake

Und wieder ein Abschied, der uns schwerfällt. Auf der Fahrt zum Parkausgang machen wir noch mehrfach Station, um ein paar Wiederholungsfotos zu schießen. Ich habe zum Glück noch rechtzeitig festgestellt, daß der Film zu Beginn nicht richtig transportiert worden ist. Die Verzögerung bereitet uns keine Probleme. Dennoch, die Karawane muß weiterziehen; und schon steht der nächste Höhepunkt ins Haus. (Sind meine Schilderungen zu euphorisch??)

Aber in der Tat ist die Aussicht vom Dead Horse Point hinunter in die Colorado-Schlucht kaum mit Worten zu beschreiben. Wahrlich atemberaubend ist der Blick von hier oben! Den Abstecher und Umweg auf Klaus Zimmermanns Anraten hin müssen wir keine Sekunde bereuen.

Aber nun begeben wir uns in gänzlich neue Regionen. Die Hauptstadt von Utah -Salt Lake City- erreichen wir nach langer Fahrt am späten Nachmittag. Salt Lake City ist auch die Hauptstadt der Mormonen sowie Olympiaaustragungsort für die Winterspiele 2002. Von letzterem zeugen nur die schneebedeckten Berge in einiger Entfernung; von der Tatsache, daß hier die Mormonen das Sagen haben, können wir uns hingegen auf Schritt und Tritt überzeugen. Auffällig ist zunächst die eher für Amerika atypische Architektur, die stark an unsere europäischen Stadtbilder angelehnt ist. Zumindest in dem Teil der 180 000-Einwohner-Stadt, den wir in der Kürze der Zeit zu Gesicht bekommen, wirkt alles sehr solide, aufgeräumt und verdächtig sauber. Sicher spielt dabei der überall präsente mormonische Einfluß eine entscheidende Rolle.
Ausgangspunkt unserer Erkundungstour ist das State Capitol, das dem Capitol in Washington wie ein Ei dem anderen ähnelt. Dann stoßen wir neben dem Denkmal zu Ehren des mormonischen Stadtgründers Joseph Smith auf den unübersehbaren kolossalen Mormonentempel, der allerdings eher an Disneyland als an ein Gotteshaus erinnert. Leider bleibt uns der Zutritt verwehrt. Und ein paar Meter weiter, als wäre es das Natürlichste überhaupt, entpuppt sich das höchste Gebäude weit und breit nicht etwa als Banken- oder Versicherungsgebäude sondern als Zentrale und Hauptsitz der mormonischen Kirche. Unsere voreingenommene Haltung gegenüber dieser Kirche wird dadurch nicht verändert: Wir verduften schnell in Richtung Großer Salzsee, zum Great Salt Lake.

Kleine Anekdote am Rande: Auf der Fahrt zum See besorgen wir in einer Filiale der Smith-Supermarktkette einige Kleinigkeiten und benutzen dazu die früher schon einmal erhaltene Value-Card, die es ermöglicht einige Produkte billiger zu bekommen. Beim Kauf einer leichtgewichtigen Melone stellt sich nun das Kuriosum ein, daß die Melone lediglich 1$99 kostet, der Erstattungsbetrag mit unserer Karte aber 2 $ beträgt, was im Klartext bedeutet, daß wir einen Cent herausbekommen – und eine Melone gratis dazu!

Auf der Suche nach einem Platz für die Nacht auf der über eine meilenlange Brücke erreichbaren Antelope Island inmitten des Großen Salzsees werden wir, viel schöner als erwartet, fündig. Für ein paar Dollar finden wir hier die totale Ruhe und Entspannung in einem Biotop der besonderen Art. Seltene Vögel säumen unseren Weg und zudem, wie der Name schon sagt, gibt es hier Antilopen sowie Bisons, die wir allerdings nicht erspähen. Und die Hauptattraktion für uns an diesem Abend ist natürlich der sog. Korkeneffekt, den man hier wie im Toten Meer ausprobieren kann. Man begibt sich in den See, und wie man sich auch dreht und wendet, verbleibt man wie ein Korken immer an der Oberfläche. Der hohe Salzgehalt macht's möglich. Als Beweis und aus Spaß an der Freud' verknipsen wir mehrere "Korken-Fotos". Der traumhafte Sonnenuntergang auf der anderen Seite des Sees tut sein übriges.

 

Freitag, 25. Juli Great Salt Lake - Yellowstone N.P.

Wieder steht uns eine größere Strecke bevor, doch ist das Fahren hier abseits der großen Städte erfreulich streß- und agressionsarm und dank Tempomat wenig ermüdend. Abseits der großen Städte? – Halt! Immerhin führt unser Weg durch so weltbekannte Städte wie Montpe(l)lier oder gar Paris. Wer hätte die hier vermutet?! Amerika macht's möglich.
Heutiges Ziel ist der 550 km von Salt Lake City entfernte wohl berühmteste aller Nationalparks, der Yellowstone. Die Fahrt dorthin ist landschaftlich besonders reizvoll, da von Wüste und totem Land hier keine Rede mehr sein kann. Im Gegenteil, die dichten Wälder, das satte Grün und die Berge stellen einen erholsamen Kontrast zum vorherigen Landschaftsbild dar. Bevor der Yellowstone erreicht ist, führt unsere Route durch einen touristisch überaus stark frequentierten weiteren Nationalpark, den Grand Teton. Dieser verdankt seinen Namen einem phantasievollen Franzosen, der beim Anblick zweier wohlgeformter Berge zu der ungewöhnlichen Namensgebung gekommen ist (teton (frz.) = Brust).

Es ist schon dunkel, als wir den Yellowstone endlich erreichen. Mit einem kleinen Trick und dank der wie immer überaus freundlichen Angestellten gelingt es mir, selbst zu dieser späten Stunde noch einen Stellplatz auf dem riesigen Grand Village Campground zu ergattern.

 

Samstag, 26. Juli (20.Tag) Yellowstone N.P.

Welch ein Bibbern während der vergangenen Nacht! Um neun Uhr steht das Thermometer noch auf 8 Grad. 2 500 m über dem Meeresspiegel und der für amerikanische Verhältnisse ziemlich hohe Breitengrad von 45 Grad sprechen eine deutliche Sprache. Nur gut, daß die Sonne schnell die hinter uns liegende Zitterpartie vergessen läßt.

Leider müssen wir den Campingplatz verlassen, da für heute alles ausgebucht ist; ein Ersatzplatz aber ist ca. 10 km weiter nach telefonischer Rücksprache organisiert.

Endlich können wir uns den Parkattraktionen widmen, die in erster Linie von einer unglaublich vielfältigen Tierwelt und eher exotisch anmutenden Geysiren bestimmt werden.
Gleich nach Aufbruch zu unserer ersten Rundfahrt werden wir Zeuge eines Massenspektakels der besonderen Art: Zwei massige Bisons halten nicht nur uns, sondern außerdem noch etwa 100 andere Schaulustige in Atem, als sie zunächst gemächlich durch einen Fluß schwimmen, um sich dann mit stoischer Ruhe ihren Weg durch eine zum Stillstand gekommene Blechlawine zu bahnen. Während die Auslöser zahlloser Fotoapparate klicken, Videokameras surren, tun die zotteligen Kolosse so, als ginge sie das alles nichts an und beginnen, seelenruhig am Straßenrand zu grasen. Dabei kann – wie wir inzwischen mehrfach auf großen Schildern nachlesen konnten - eine Begegnung mit einem solchen Tier durchaus mehr als unangenehm werden, da Bisons als unberechenbar gelten und mit einem Lebendgewicht von ca. 1 000 kg nicht zu unterschätzen sind. Davon einmal abgesehen, ist in Amerika die Freude groß, daß es vermehrt wieder Büffelherden gibt, da diese Tierart bekanntlich um ein Haar ausgerottet worden wäre.

Unsere Fahrt führt uns zum ersten Geysir, dem Mud Volcano. Dieser macht in der Tat seinem Namen alle Ehre. An allen Ecken und Enden brodelt grün-brauner Schlamm ohne Unterlaß vor sich hin. Zudem zischt, blubbert und stinkt es nicht schlecht; und sporadisch austretende Dampfschwaden lassen den Eindruck entstehen, man stünde direkt vorm Eingang zur Hölle.

Höllenmäßig müssen Mensch und Natur auch den großen Brand empfunden haben, der im Jahre 1988 etwa 50-60% des Parkbestandes vernichtet hat. Während unserer Tour können wir uns ein ums andere Mal ein Bild von den verheerenden Auswirkungen der Katastrophe machen. Richtig gespenstisch muten große Flächen an, die einem Heer von bizarren Baumskeletten gleich in den klaren, blauen Himmel ragen. Allerdings hat die Natur auch an vielen Stellen inzwischen einen gnädigen Schleier des Vergessens gelegt, so daß ob soviel Zerstörung die zuweilen aufkommende Endzeitstimmung schnell wieder in Vergessenheit gerät.

Halt und schnell aus dem Wohnmobil gesprungen! Soviele aufgeregte Touristen können nicht irren! Nach mühseligem Suchen mit dem Fernglas entdecken wir in der Ferne einen kleinen Bären, der tapsig einen Hügel hinunterläuft. Unsere Euphorie hält sich wegen der großen Entfernung in Grenzen.

Euphorisch jedoch werden wir beim Anblick zweier herrlicher Wasserfälle, den fast 100 Meter hinunterstürzenden Yellowstone Falls und den etwas weniger spektakulären Tower Falls.

Ein weiterer Höhepunkt erwartet uns bei den Mammoth Hot Springs, einem Areal aus farbenprächtigen Sinterterrassen, wie wir sie ähnlich vor Jahren in Pammukale in der Türkei besichtigt haben. Ein größerer Rundgang gibt einen bleibenden Eindruck von dem Zusammenspiel von heißem Quellwasser und Kalksandstein wieder.

Immer wieder wird unsere Fahrt von Menschenaufläufen unterbrochen. Es kann sich dabei nur um exotische Tiere handeln, die vorübergehend die Anonymität der Wälder verlassen und sich den fotogeilen Touristenhorden zeigen. So stoßen wir auf Elche, Wapiti-Hirsche, sog. Mule Deer oder gar auf Hyänen, die man schließlich nicht alle Nas' lang zu Gesicht bekommt.

160 km lang ist unsere Rundfahrt gewesen. Und gleich nachdem wir unsere Lammkoteletts auf dem allgegenwärtigen Grill zum Garen gebracht und verzehrt haben, hecheln wir zum sog. Amphitheater, einem zum Campingplatz gehörenden Veranstaltungsort. Hier bringt uns ein engagierter Ranger den Yellowstone Park aus seiner persönlicher Sicht in einem interessanten Lichtbildvortrag nahe.

Dann ist Schlafenszeit – diesmal aber mit eingeschalteter Heizung!

 

Sonntag, 27. Juli Yellowstone N.P. (u.a. Old Faithful)

Ein Besuch des Yellowstone Parks wäre ohne einen Abstecher zum Old Faithful im Bereich des Upper Geyser Basin undenkbar. Alle 45-90 Minuten spuckt dieser Geysir in schöner Regelmäßigkeit seine Fontänen bis zu 55 m in die Höhe. Und weil in den USA ja immer alles perfekt organisiert sein muß, kann man im obligatorischen Visitor Center sogar die genauen "Spuckzeiten" erfahren. Wie praktisch. Und prompt tut dieses Naturphänomen uns auch den Gefallen, pünktlich zur vorausberechneten Zeit seine Wassermassen in die Höhe zu schleudern. Fast genauso interessant wie dieses imposante Spektakel ist das Old Faithful Inn, eine einmalige Holzkonstruktion, die zugleich als (Nobel-)Herberge, Restaurant und Andenkenladen dient. In einem Videofilm läßt sich nachvollziehen, mit welchen dramatischen Aktionen es die Feuerwehrleute vor 9 Jahren geschafft haben, das große Feuer kurz vorm Old Faithful zum Stillstand zu bringen. Die Dachschindeln sollen damals aufgrund der enormen Hitze schon geglüht haben.

Nicht nur Besichtigung ist heute angesagt; sondern wieder einmal wird uns zu aller Freude auch noch ein feuchtes Vergnügen gegönnt. Fast wären wir an der schönen Badestelle im Bereich des Firehole River vorbeigefahren. Doch dann nichts wie rein in die Badeklamotten und hinein in die erstaunlich warmen Fluten des hier teilweise angestauten Flusses. Eine starke Strömung in der Flußmitte läßt das
ganze dann auch noch ein bißchen abenteuerlich werden.

Die Dunkelheit naht, und wir begeben uns wieder in Richtung Campingplatz. Ein unfreiwilliger Stop unterwegs beschert uns dann noch ein besonderes Schauspiel. Die kreuz und quer auf der Straße zum Stehen gebrachten Fahrzeuge nebst wild dirigierenden Rangern deuten schon darauf hin: Hier muß wieder Tierschau sein. Und tatsächlich, in ganz kurzer Entfernung von der Straße hoppelt ein wahrhaftiger Grizzly durch die Gegend. Schade, fürs Tele ist es schon zu dunkel, aber trotzdem genießen wir diesen Auftritt. Wie ein Hollywoodstar läßt das Tier die Aufgeregtheit der Menge ohne große Gemütsbewegung über sich ergehen.

Die gelungene Abendvorstellung wird noch bereichert durch einen malerischen Sonnenuntergang am Yellowstone Lake, wo wir bei schnell hereinbrechender Dunkelheit unser Abendessen im Wohnmobil einnehmen.

 

Montag, 28. Juli Yellowstone N.P. - Craters of the Moon - Battle Mountain

Let's go west! Anders als die Pioniere vor 100 und mehr Jahren bedeutet dieser Ausruf für uns motorisierte Neuzeitmenschen keine übermäßigen Strapazen. Allerdings liegt heute ein schönes Wegstück vor uns. Wir genießen die geheimnisvolle Morgenstimmung mit dichten Nebelschwaden, in deren Hintergrund wir grasende Bisons erspähen. Schnell nochmal einen Abstecher zu einem zweiten Aussichtspunkt der Yellowstone-Falls gemacht, wo wir vor allem die gelben Felsen zu Gesicht bekommen, die dem Park seinen Namen gegeben haben.

Am Ausgang des Parks aber lassen wir noch vor Einnehmen des Frühstücks einen weiteren Leckerbissen nicht an uns vorüberziehen, nämlich den erneuten Besuch eines IMAX-Kinos (siehe Grand Canyon). So werden wir schon zu früher Morgenstunde mit wirklich grandiosen und fesselnden Aufnahmen aus dem Yellowstone Park beglückt, die ihresgleichen suchen. Für zukünftige USA-Besucher der Tip: Nicht verpassen!

Und nun geht's im Sauseschritt durch Wyoming und Idaho, das vor allem durch seine berühmten Kartoffeln, weniger allerdings durch landschaftliche Sehenswürdigkeiten in Erscheinung tritt. Immerhin gibt's denn doch noch eine Attraktion, für die wir einen mittleren Umweg fahren, die Craters of the Moon. Hierbei handelt es sich um gigantisches schwarzes Lavafeld, das bei dem einsetzenden tristen Nieselregen tatsächlich mondähnlich wirkt. Hier haben vor der ersten Mondlandung die Astronauten den Ernstfall geprobt.

Wir überschreiten die Grenze zu Nevada und fahren durch vertraute Wüstenlandschaft, bis uns buchstäblich der Saft ausgeht. Beinahe hätten wir es in dieser unwirtlichen Gegend bis zur nächsten Tankstelle nicht mehr geschafft. Vielleicht sollte man nicht zu sehr auf die paar Cent Preisunterschied schielen und lieber rechtzeitig den Tank vollmachen. Jetzt noch noch etliche Meilen auf dem Freeway No.80, und dann heißt's, schnell irgendwo einen Platz für die nicht mehr allzu lange Nacht zu finden. 950 heute gefahrene km liegen hinter mir. Vor einem ruhigen Golfplatz etwas außerhalb von Battle Mountain werde ich schließlich fündig.

 

Dienstag, 29. Juli Battle Mountain - Reno - Minden - Mono Lake

Battle Mountain – diesen Namen muß man sich nicht merken. Am Wegesrand Richtung Reno begegnet uns mehrfach die Warnung, nicht anzuhalten und Tramper mitzunehmen. Die großen, gut erkennbaren Staatsgefängnisse lassen den Grund unschwer erahnen.

Reno, die kleine Schwester von Las Vegas, liegt auf unserer Route, was vor allem Timo und Maren zu Freudenausrufen treibt. Allerdings wird gleich bei der ersten Stadtdurchfahrt klar, daß dies doch wohl eher ein Abklatsch des berühmten Spielerparadieses ist. Immerhin landen wir auch hier bei Circus Circus, das große Ähnlichkeit mit seiner Namensschwester hat. Natürlich muß auch bei uns der Rubel rollen, jedoch wieder nur in der Kinderabteilung, wo die gleichen Amüsierspielchen anzutreffen sind wie in Las Vegas. Nur daß der jeweilige Teilnahmebetrag hier nur 50 Cents beträgt gegenüber 1 Dollar in Vegas. Da können unsere Kids doch einmal richtig prassen und heimsen immerhin mehrere Schnuffeltiere bei den verschiedenen Glücks- und Geschicklichkeitsspielen ein. Unvermeidlich natürlich auch hier: All you can eat ! Fast keuchend und nach Luft ringend verlassen wir dieses Etablissement, nachdem wir uns ganz schön unmäßig für schlappe 20 Dollar die Wänste vollgeschlagen haben.

Ein Ölwechsel ist fällig. Laut Instruktionen von El Monte sollte dieser spätestens bei 6 000 km erfolgen, die wir schon locker überschritten haben. Ein Anruf in der Zentrale bestätigt dies. Also gehen wir in Carson City (Bonanza!), der Hauptstadt von Nevada, auf die Suche nach einer Werkstatt. Nachdem alle Anfragen wegen der Feierabendzeit negativ verlaufen sind, werde ich in einem Ort namens Minden fündig. Die Mechaniker werden ganz neugierig, als sie von mir erfahren, daß es einen gleichnamigen Ort gar nicht weit von uns in Good Old Germany gibt, der sicherlich auch als Namensgeber hier in diesem gottverlassenen Nest fungiert hat.

Und weiter geht's in Richtung Mono Lake. Grenzübertritt nach Kalifornien und tatsächlich müssen wir eine freundliche, aber auch forsche Grenzbeamtin in unser Womo einlassen. Nicht etwa, daß sie die Papiere überprüfen will, nein, sie will sich davon überzeugen, daß wir kein frisches Obst und Gemüse nach Kalifornien einführen und wirft dazu einen Blick in unseren Kühlschrank. Da fällt mir in leichter Abwandlung nur noch der Asterix-Spruch "Die spinnen, die Amis ..." ein.

Die Landschaft um uns herum nimmt langsam wieder alpinen Charakter an. Schneebedeckte Berge und grüne Wälder der Sierra Nevada sind in der Abenddämmerung zu erkennen. Und als wir am Mono Lake ankommen, ist es schon stockdunkel. Direkt vor einem einsamen Friedhof oberhalb des Sees finden wir unsere (zum Glück nicht letzte) Ruhestätte.

 

 Mittwoch, 30. Juli Mono Lake - Yosemite N.P.

Bevor wir zu einer ausgiebigeren Besichtigung des Mono Lake starten, versuchen wir zunächst, eine 20 km entfernte Ghost Town anzupeilen. Leider macht uns wie schon bei der Fahrt zum Lake Powell eine grausige Gravel Road einen Strich durch die Rechnung. Also heißt's umkehren und das Visitor Center oberhalb des Sees ins Visier nehmen. Zum ersten Mal wird Eintrittsgeld verlangt, jedoch ermöglicht uns der vielgenutzte Golden Eagle Pass wieder einmal freien Zutritt. Mit viel Liebe, Akribie und Engagement sind hier in verschiedenen Ausstellungen, Filmen usw. die ökologischen Bedingungen der Region in Verbindung mit den verheerenden Eingriffen durch den Menschen dargestellt. Fakt ist, daß der größte Kratersee der Welt mit seiner unnachahmlichen Fauna und Flora massiv durch eine gigantische Trinkwasserentnahme nicht wieder gut zu machende Schäden davongetragen hat. Am deutlichsten sichtbar sind die Veränderungen ein paar Meilen weiter, wo ganz ungewöhnliche Kalziumkarbonatformationen als skurille Skulpturen, den sog. Tufas aus dem salzigen, tiefblau-grünen Wasser ragen. Ein Rundgang dort hinterläßt bei uns einen nachhaltigen Eindruck.

Nun aber mitten rein ins bergige Vergnügen der Sierra Nevada. Wir müssen den 3 000 m hohen Tioga-Paß überwinden, um den weit über die Grenzen bekannten Yosemite Nationalpark zu erreichen. Ach ja, hier in den Staaten wird mit Superlativen und Gigantismus ja nicht gegeizt; also führen wir uns vor Eintritt des Yosemite Valley zunächst die berühmten Sequoia-Riesenbäume zu Gemüte, die in einer kleinen Wanderung bequem zu erreichen sind. Und tatsächlich,die Ausmaße dieser als älteste Lebewesen auf der Erde geltenden Gewächse sind beinahe unermeßlich. Steht man vor einem dieser Kolosse, kommt man sich wie ein Zwerg in Fantasialand vor.

Und unten im recht engen Tal herrschen neben aller landschaftlichen Schönheit Jubel, Trubel, Heiterkeit. Die räumliche Nähe zu den Ballungszentren von Los Angeles und San Francisco hat den Park zum meistbesuchten Park der USA gemacht, was gleich an der Blech- und Menschenlawine gut auszumachen ist. Immerhin finden wir recht schnell einen Parkplatz und erkunden daraufhin das Terrain. An einen Campingplatz ist nicht zu denken. Überall das Zeichen full, zumal ein Teil der Plätze nicht benutzbar ist, da im vergangenen Frühjahr hier eine gewaltige Überflutung einen Teil der Infrastruktur bis auf weiteres zum Erliegen gebracht hat.

Der nächste Superlativ ist unübersehbar: die Yosemite Falls, die als höchste Wasserfälle der Welt gelten. Vor dieser rauschenden Kulisse machen die Kinder und ich in der Abenddämmerung eine kleine Klettertour über eine Vielzahl bunt verstreuter Felsklötze.

Mangels Campingmöglichkeiten verbringen wir die folgende Nacht wieder einmal "wild", und zwar im Bereich des Yosemite Village auf einem für Wohnmobile vorgesehenen Parkplatz – trotz ausdrücklichen Übernachtungsverbots. Uns hat das Kniffel-Fieber gepackt, ein Spielfieber mit Suchtcharakter. Erst gegen Mitternacht verlöschen die Lichter in unserem komfortablen Womo. 

 

Donnerstag, 31. Juli Yosemite N.P. - San Francisco

Wir staunen nicht schlecht, als wir in der Frühe ein Wohnmobil made in Germany neben uns erblicken, einen Bürstner aus Hamburg. Im Gespräch mit dem betagten, aber äußerst unternehmungslustigen Womo-Pärchen erfahren wir, daß die beiden per Schiff aus Deutschland angereist sind und ein halbes Jahr lang kreuz und quer in den Staaten unterwegs sind. Eine tolle Sache!

Exakt bei Meilenstand 10 000 auf dem Tachometer entdecken wir ein einen einsamen Sandstrand, der zum Rasten und zum Baden im eiskalten und glasklaren Wasser des Merced River einlädt.
Bei höchstens 15 Grad Wassertemperatur lassen sich Timo,Maren und ich das Badevergnügen nicht entgehen.

Weiter geht die Fahrt durch immer flacher werdendes Land mit unzähligen Obstplantagen und vielfältigen Bewässerungskulturen. Und dann ist es nur noch ein Klacks bis zu der Stadt, von der wir schon seit Tagen, was sage ich, schon seit Reisebeginn träumen: San Francisco!

Bei Superwetter taucht hinter Treasure Island die Silhouette der Touristenattraktion Nr.1 im Westen der USA vor uns auf. Sogar die Golden Gate Bridge versteckt sich nicht, wie sonst üblich, im Nebel, sondern ist in ihrer ganzen Pracht gut zu sehen. Eigentlich bin ich nach den Fernsehbildern, die ich aus diversen Filmen im Kopf habe, überrascht über die Vielzahl von Wolkenkratzern, die das Stadtbild von Ferne bestimmen.

Jetzt heißt es sich orientieren und den Weg zu dem von uns anvisierten RV-Campingplatz im Zentrum der Stadt zu finden. Dies ist angesichts der in vollem Gange befindlichen Rush-Hour kein ganz leichtes Unterfangen. Doch letztlich werden wir fündig und sind froh, unser großes Gefährt abstellen zu können. Der Platz liegt wirklich sehr zentral, allerdings lassen sich die Betreiber die Lage auch entsprechend vergolden. Satte 38 Dollar werden für eine Nacht auf einem engen, lauten und wenig attraktiven Platz verlangt.

Schon kurz nach unserer Ankunft machen wir uns nach dem Verzehr eines Quarterpounders im Sonderangebot für 1$ bei Mc Donald's zu einer ersten Erkundungstour auf. Frech besteigen wir in einem der zentralen Nobelhotels einen Aufzug und genießen dort von der 23. Etage aus den herrlichen Rundblick über die Stadt, der nur von einer hier dinnierenden Cocktailgesellschaft leicht beeinträchtigt wird. Market Street, das Geschäftszentrum der Stadt, ein buntes Gewimmel aller nur erdenklichen Typen, angefangen vom übriggebliebenen Flower-Power-Hippy über Penner, Schwule, Models bis hin zu superfeinen Nadelstreifenträgern, nichts scheint hier unmöglich. Dazu paßt unser Abstecher zum Planet Hollywood, einem Kult- und Freßtempel made by Arnold Schwarzenegger, der viel bunten Firlefanz zum Thema Film dem neugierigen Besucherauge bietet. Die originalen Handabdrücke etlicher Hollywoodstars laden dazu ein, Vergleiche vorzunehmen. So paßt Marens Hand genau in den Abdruck von Johnny Depp, dem melancholischen Romantiker z.B. aus "Edward mit den Scherenfingern".

Nach den zahlreichen Naturerlebnissen der vergangenen Tage und Wochen schnuppern wir genüßlich mal wieder Stadtluft, ja saugen sie richtig in uns auf. Schnell hat uns San Francisco in seinen Bann gezogen. Vom Pier aus genießen wir die Skyline im Abendlicht. Und zum Schluß ist – na logisch - ein Abstecher in das berühmte Chinatown unumgänglich. Vor allem die Kinder erfreuen sich an dem vielen bunten Schnickschnack, den man dort für wenig Geld kaufen kann.

 

Freitag, 1. August San Francisco (Pier 39 / Golden Gate Bridge / Downtown / Chinatown)

Trotz des um uns herum rauschenden Verkehrs schlafen wir recht gut und ausgiebig und können dann ausgeruht zur zweiten Runde San Francisco durchstarten.

Mit dem für 6 $ pro Person erworbenen Tagesticket für die lokalen Verkehrsbetriebe erreichen wir mit Blickrichtung Golden Gate Bridge in kurzer Zeit einen der Hauptmagneten von San Francisco, die Fisherman's Wharf im Bereich des Pier 39. Eigentlich wollte ich nur versuchen, Tickets für die Besichtigung der berühmten Gefängnisinsel Alcatraz zu ergattern, doch können wir uns dem Rummel um uns herum kaum entziehen. Hier ist buchstäblich der Bär los. Gaukler, Straßenkünstler, Punks, fliegende Händler, Musikanten und dergleichen mehr geben sich hier ein Stelldichein. Und daß der Kommerz dabei prächtig blüht, versteht sich von selbst. Schade nur, daß es mit Alcatraz nicht klappt. Tickets sind trotz Ausflugsfahrten im 45-Minuten-Rhythmus für die nächsten 4 Tage nicht zu bekommen. Aber letztlich hat man die erstaunlich nahe dem Festland vorgelagerte Insel ständig im Visier. Stattdessen besichtigen wir eine Art Schiffahrtsmuseum (mit dem Golden Eagle wieder mal gratis), dem etliche Schiffe verschiedenster Bauart und aus unterschiedlichsten Epochen angehören.

Nachdem wir uns anschließend durch die nicht enden wollende Verkaufs- und Amüsiermeile des besagten Pier 39 hindurchgearbeitet haben, nehmen wir endlich Kurs auf Golden Gate. Und wie schon Heerscharen von Touristen vor uns sind auch wir verzaubert vom Anblick dieses harmonischen Riesenbauwerks. Wir haben zudem das große Glück, die Brücke in voller Schönheit bei Sonne und – vor allem – ohne Nebel in Augenschein nehmen zu können. Bis zur Mitte laufen wir den Fußgängerüberweg ab, genießen den Blick auf Downtown von San Francisco, auf Alcatraz und freuen uns über die zahlreichen Segler und (Wind-)Surfer unter uns, die bei einer steifen und ziemlich kühlen Brise ihre Runden drehen.

Wenig später stürzen wir uns erneut ins brodelnde Geschäftsleben im Zentrum von San Francisco. Doch ist es weniger die Vielzahl der Stores, der Superstores und der Megasuperstores, die uns hier hinlockt, als vielmehr ein aus Film und Fernsehen wohlbekanntes altertümliches Vehikel, das bergauf, bergab durch die Innenstadt gezogen wird, die berühmte Cable Car. Und nach einer Bergetappe per pedes dürfen wir entgegen der sonst üblichen Wartezeit von einer knappen Stunde tatsächlich ohne große Verzögerung eins dieser nostalgischen Gefährte besteigen.

Trotz der Enge hier drinnen, herrscht eine lockere, von witzigen Kommentaren begleitete Stimmung, die die Fahrt zu einem richtigen Erlebnis werden läßt. Wir passieren die Lombard Street (bekannt u.a. aus dem Film "Is' was Doc?"), angeblich die kurvenreichste Straße der Welt, die neben der sich hier hindurchquälenden Autoschlange besonders durch prächtige Blumenrabatte was fürs Auge hergibt.

Ein abendlicher Bummel durch Chinatown, die größte ihrer Art in den USA, beschließt den heutigen Tag.

 

Samstag, 2. August San Francisco (3.Tag)

Von unserem "tollen" Campingplatz haben wir die Nase voll, außerdem reut uns das viele Geld, so daß wir unsere Siebensachen schnell zusammenräumen, den Platz per Mobil verlassen und uns wenig später innerhalb eines sog. Recreation Centers in unmittelbarer Nähe der Golden Gate Bridge direkt am Meer niederlassen. Diesen wundervollen Stellplatz habe ich mir gestern schon "ausgeguckt". Ich würde sagen, dies ist der nächste meiner im Laufe der Jahre "gesammelten" Traumplätze.

Von hier bis zum Palace of Fine Arts, einem Kolossalgebäude in römischem Stil und daran anschließend bis zum Exploratorium ist es nur ein Katzensprung. Conni und die Kinder möchten sich hier gerne die in der Presse hochgelobte Ausstellung zum Thema Physik im weitesten Sinne mit vielen Experimentiermöglichkeiten und faszinierenden Ausstellungen besuchen, während ich mich auf die Socken wieder einmal zum Pier 39 mache. Ich habe die Hoffnung auf eine Fahrt nach Alcatraz noch nicht aufgegeben, muß aber nach mehreren Anläufen erkennen, daß mein Ansinnen chancenlos ist. Nun, ein bißchen Shopping ohne Anhang tut auch mal ganz gut, und so wird die Urlaubskasse problemlos um einige Dollar ärmer.

Bald ist die Familie dann wiedervereinigt, und eine der auf meinem Solostreifzug entdeckten Attraktionen findet auch bei meinen Lieben großen Anklang, nämlich eine enorme Kolonie von Seelöwen, die in unmittelbarer Nähe des Piers vor tausend klickenden Fotoapparaten in aller Seelenruhe ihre nicht einstudierte Show abliefert. Die groteske Geräuschkulisse dieses Spektakels tut ihr übriges.

Zwar nicht ganz so bombastisch wie die IMAX-Kinos im Yellowstone Park bzw. im Grand Canyon, doch fast ebenso beeindruckend ist die Multimedia-Show mit Namen The Movie in einem kinoähnlichen Gebäude, die die wechselhafte Geschichte der Stadt San Francisco in einem unterhaltsamen Kaleidoskop darstellt. Fehlen darf da natürlich auch nicht das große Erdbeben von 1906, das die Stadt in Schutt und Asche gelegt hat.

Ein herrliches Abendrot präsentiert sich zuletzt auf unserem kostenlosen Luxusplatz mit der Golden Gate Bridge im Hintergrund inmitten eines fast schon kitschig-schönen Farbenmeeres. Und das I-Tüpfelchen schließlich bildet das zu mitternächtlicher Stunde dargebotene Happy-Birthday-Ständchen zu meinem 45.Geburtstag.

 

Sonntag, 3. August San Francisco - San Andreas Graben - Monterey

Noch vor der Geburtstagsbescherung im schön geschmückten Mobil ist ein energisches Klopfen an der Wohnmobiltür zu vernehmen; und – wie fast zu erwarten – steht draußen ein Cop, ein Streifenpolizist, der uns freundlich darauf aufmerksam macht, daß freies Übernachten hier in dieser Zone nicht erlaubt sei. Aber mit dem Wegfahren sollen wir uns ruhig noch ein wenig Zeit lassen... Dies tun wir auch, und nach ausgiebigem Frühstück mischen Maren und ich uns unter die fitnessbesessenen Jogger, die ihre Bahnen um uns herum ziehen. Wir schaffen's immerhin bis zur Golden Gate Bridge und zurück, allerdings mit einem schmerzhaften Sturz von Maren kurz vor der Ziellinie.

Wir verlassen San Francisco in Richtung Süden, und nach einigen Kilometern außerhalb des wörtlich zu nehmenden Dunstkreises der 750 000 Einwohner-Stadt folgen wir der Reiseführerbeschreibung von Herrn Grundmann, um den allen Geographen wohlbekannten San Andreas Graben aufzusuchen. Dieser trennt die kontinentale Platte von der pazifischen und ist maßgeblich dafür verantwortlich, daß das gesamte Gebiet hochgradig erdbebengefährdet ist. Trotz eines extra beschilderten Trails ist nur wenig zu sehen, lediglich ein in sich verschobener Zaun und die in verschiedene Richtungen wachsenden Bäume geben eine kleine Vorstellung von den enormen Kräften, die hier entfesselt werden können. Immerhin kommen wir so zu einem schönen Sonntagsspaziergang.

Vorbei an San José geht die Fahrt auf schnellen Highways weiter nach Monterey, an die Pazifikküste. Uns graust bei dem Gedanken, wir würden uns auf der Gegenfahrbahn befinden, da dort über zig Kilometer gar nichts geht. Wochenendrückreiseverkehr wie bei uns auf der A1.

Monterey ist ein kleines Städtchen, das seine Berühmtheit in erster Linie John Steinbecks Romanen Cannery Row und Tortilla Flat zu verdanken hat. Die Straße der Ölsardinen, Gegenstand des Romans Cannery Row, ist, wie wir bald feststellen können, heute nur noch Touristenmeile, ebenso wie Fisherman's Wharf. Der Tourismus wird gegenwärtig wohl einträglicher sein als in früheren Zeiten die Schufterei in den Sardinenfabriken. Richtig Spaß macht uns das Flanieren an vielen
attraktiven Geschäften und Ständen vorbei, und es wird Zeit, Ausschau nach schönen Souvenirs zu halten. Ein japanischer Straßenmaler namens Tomo fertig in Nullkommanix ein recht gelungenes Portrait von Timo und Maren an; ein willkommenes Mitbringsel für Opa Hermann.

 

Montag, 4. August Monterey - Pismo State Beach

Wieder gibt's einen Leckerbissen der ganz exquisiten Art: das Aquarium von Monterey, das zu den schönsten der USA zählt. Und wirklich, wir können uns in einem dreistündigen Rundgang von dessen Einmaligkeit überzeugen. Meeresschutz wird hier ganz groß geschrieben, und man bekommt einen hervorragenden Eindruck von der hiesigen Unterwasserwelt. Alles ist hochinteressant aufbereitet, auch die Kinder kommen auf ihre Kosten. Vieles darf angefaßt werden, selbst eine Art Streichelzoo für Wassertiere gibt es, und dann natürlich die typisch amerikanisch aufgezogenen Showpräsentationen zu allen möglichen Bereichen (Tiermodenschau u.ä.).

 Außerhalb von Monterey passieren wir auf unserer Weiterfahrt größere Strandabschnitte, die nicht nur zum Baden genutzt werden, sondern vor allem für die Sportart, die mit Kalifornien stets in einem Atemzug genannt wird, dem Surfen. Zahlreiche Profis und solche die es werden wollen, reiten auf ihren kleinen Brettern über die hohen Wellen, um anschließend in selbige hineinzufallen. It must be great fun!

Wer schon von dem berühmten Highway Number One gehört hat, weiß, was uns die nächsten 150 Meilen erwartet. Steilküsten, atemberaubende Ausblicke, ein kurviges Auf und Ab und stets die Wogen des Pazifischen Ozeans im Blick. Immer wieder muß angehalten werden, um die sich neu auftuenden Panoramaausblicke auf Zelluloid zu bannen. Und so wird aus der scheinbar kurzen Fahrt zu unserem Zielpunkt Pismo eine längere Angelegenheit.

Hinzu kommt ein Zwischenstop unterhalb des Hearst-Castle, das sich der Zeitungsverleger Hearst in den Zwanziger Jahren aus verschiedensten Stilelementen nach europäischem Vorbild für ein Wahnsinnsgeld hat zusammenzimmern lassen. Leider ist die Chose so unverschämt kommerzialisiert, daß wir's beim Anblick aus der Ferne belassen und dem Nepp den Rücken kehren.

Laut Führer gibt es in dem Badeort Pismo einen kostenlosen Strandcampingplatz innerhalb eines riesigen Dünengeländes, das einst als Refugium für alle möglichen Gruppierungen und Sonderlinge gedient haben soll. U.a. sollen sich hier fern
größerer Ansiedlungen Esotheriker, Mystiker, Nudisten (oh prüdes Amerika), Künstler usw. in früheren Jahrzehnten ein Stelldichein gegeben haben. Nachdem wir den Eingang zu dem (doch nicht ganz kostenlosen) Gelände entdeckt haben, bekommen wir von einem Ranger genaue Instruktionen, wo wir den Strand mit unserem Gefährt befahren können und wo nicht. Abschleppdienste preisen nebenan schon ihre Dienste an. Unverdrossen folgen wir den Spuren im feuchten Sand und lassen uns dann einfach irgendwo nieder. Platz ist unendlich, die nächsten Fahrzeuge sind weit entfernt. Wir juchzen vor Begeisterung. Ein wahrlich traumhafter Platz so unmittelbar am Wasser mitten auf dem kilometerlangen Strand. Und das Baden in den ziemlich gewaltigen Wellen des Pazifiks ist eine Klasse für sich. Da stört auch die gewöhnungsbedürftig niedrige Wassertemperatur nicht. Das letzte Highlight des Tages stellt dann eine Spezialität aus dieser Region dar, der von Conni prima zubereitete und sehr schmackhafte Rockfisch.

 

Dienstag, 5. August Pismo State Beach

Conni hat sich wieder beruhigt. Die Wogen haben uns nicht weggespült, wie sie vergangene Nacht befürchtete, als die Flut einsetzte und diese bis zu den Reifen unseres Wohnmobils vordrang. Ein bißchen Abenteuer muß bekanntlich sein.

Unser heutiges Abenteuer allerdings beschränkt sich im wesentlichen auf eher harmlose Beschäftigungen wie Auskundschaften der Umgebung, Baden, Lesen, Spielen und vor allem dem Zusehen beim Treiben vieler meist sehr junger amerikanischer Strandgenossen, die mit martialischen vierrädrigen Motormonstern in einem Affenzahn über die Dünen düsen. Dies ist zu unserem Erstaunen ausdrücklich erlaubt, ja man kann diese Dinger sogar für teures Geld mieten. Unsere Idylle bekommt durch die knatternden Ungetümer, vor denen man richtig in Deckung gehen muß, einen kleinen Knacks.

 

 Mittwoch, 6. August Pismo State Beach - Santa Barbara - Los Padres National Forest

Langsam aber sicher neigt sich unsere Traumreise dem Ende entgegen. Ein Wunsch, der von Maren schon seit langem geäußert worden ist, kann heute morgen erfüllt werden. Ich frage mich zu einer Ranch durch, die geführte und auch nicht begleitete Ausritte durch das angrenzende Dünengelände anbietet. Nach Beantworten etlicher Fragen zu Timos, Marens und meiner Person und unseren Reiterfahrungen bekommen wir endlich 3 prächtige Gäule für jeweils 20 Dollar pro Stunde zugewiesen. Und so zotteln wir drei los auf der Suche nach dem richtigen Weg zum Strand. Nachdem wir diesen endlich gefunden haben, können wir nun ungehindert losgaloppieren. Allerdings wollen die Pferde der Kinder nicht so richtig, am liebsten würden sie wohl schnurstracks wieder zur Ranch zurückkehren. Und so ist die Stunde schnell verstrichen. Meine aufgeriebenen Oberschenkel und der gleich einsetzende enorme Muskelkater werden die Erinnerung an diesen Ausritt sicher noch lange wachhalten.

Unsere nächste Reisestation ist Santa Barbara, zum einen bekannt für seine Reichen und Superreichen mit ihren luxuriösen Villen und zum zweiten (und für uns interessanter) die bekannte von einem Franziskanerpater gegründete Missionsstation, eine der ersten hier im Westen der USA überhaupt. Kurz vor Toresschluß erreichen wir das auf einem Hügel errichtete spanische Bauwerk, in dem wir eine self-guided tour durch das Kloster mit schönem Kreuzgang und Klostergarten machen.

Es dämmert schon, als wir den Schildern zum Cachuma Lake inmitten der Sierra Madre Mountains folgen. Da wir mit Übernachtungen auf den einfachen, preiswerten und meist herrlich gelegenen National Forest Campgrounds immer beste Erfahrungen gemacht haben, steuern wir zielgerichtet den einen von drei Campingplätzen dieser Art zwischen San Francisco und Los Angeles an. Und wie erhofft finden wir einen wunderbaren Nachtplatz, wohlbeschirmt von gewaltigen amerikanischen Eichen, die etwas anders als die uns bekannten aussehen. Da unsere Campingplatznachbarn aus einer Familie mit zwei Kindern bestehen und letztere an uns und unserer Herkunft sehr interessiert sind, dauert es nicht lange, bis wir zu unserer ersten Einladung auf amerikanischem Boden kommen. Gebratene Marsh-mallows werden den unwissenden Greenhorns aus Germany gereicht, geröstet auf einem Spieß über einem Lagerfeuer. Bei soviel triefender Süße vergeht allerdings selbst unseren verschnuckten Kindern der Appetit. Aber man muß ja alles mal kennengelernt haben. Hey folks, tell me ... fangen die meisten Sätze unserer Gesprächspartner an, und wir erzählen bereitwillig aus der fernen Heimat und erfahren nebenbei auch noch so manches, z.B. übers amerikanische Schulwesen, die angesagtesten Filme der Saison usw.

 

Donnerstag, 7. August Los Padres National Forest - L.A. (Malibu)

Über 8 300 km liegen hinter uns, als wir in Los Angeles einlaufen. Der Endspurt ist nun endgültig eingeläutet. Morgen schon werden wir die Heimreise antreten, so daß uns nicht mehr viel Zeit bleibt. L.A. erleben wir zunächst wieder nur von seiner Schokoladenseite, da unser Tagesziel der Nobelvorort Malibu ist. Und da sich mit diesem Namen ähnlich wie in Santa Barbara Luxus, Strand und süßes Nichtstun verbindet, steuern wir ohne große Stellplatz-Suchaktionen den bekannt guten und teuren Campingplatz von Malibu Beach an Dieser bietet zur Abwechslung mal wieder full-hook up, also Strom und weitere Annehmlichkeiten (auch für die Kids). Vom Platz aus hat man einen herrlichen Blick auf den Pazifik, dem wir kurze Zeit später anläßlich eines Badestops einen Besuch abstatten.

Meterhohe Wellen und realiv angenehme Wassertemperaturen machen das Schwimmen zur wahren Freude, welche jedoch nicht allzu lange währt, da Timo und ich von einem aufgeregt mit den Armen gestikulierenden Baywatchman zu-

rückgepfiffen werden. Dieser gibt uns zu verstehen, daß wir uns nicht so weit in die hohen Wellen hineinstürzen sollten, da die Gefahr bestehe, sich dabei das Genick zu brechen.

Anschließend tun wir uns überflüssigerweise den Alptraum L.A. zur besten Rush-Hour-Zeit an, was bedeutet: acht-, teilweise zehnspuriges Schlangestehen. Dennoch werden wir irgendwann auf der Suche nach einer Waschanlage mit Münzstaubsauger fündig, um unser innerlich wie äußerlich doch stark ramponiertes Wohnmobil zumindest von Innen in einen wieder zumutbaren Zustand zu versetzen.

Dann folgen wir der Hochhaussilhouette von Downtown L.A., um zumindest noch einen kleinen Eindruck dieser zweitgrößten Stadt der USA mitzunehmen; doch in Hochstimmung versetzen kann uns dieser Schlenker nicht mehr. Wir müssen zurück zum Campingplatz, um zu packen und den morgigen Tag in puncto Streß nicht zum "Supergau" werden zu lassen.

 

Freitag/Samstag, 8./9. August L.A. Amsterdam - Dortmund - Meschede

Ganz so streßarm wie erhofft wird die Rückgabeprozedur denn doch nicht, da die Packerei sich als viel aufwendiger herausstellt als erwartet. Bedenkt man, was wir im Laufe der knapp fünf Wochen an Womoutensilien hinzugekauft haben ...

Spätestens um zehn Uhr morgens sollen wir uns an der El Monte-Verleihstation einfinden, um unser Mobil zurückzugeben und rechtzeitig per Shuttle-Bus zum Flughafen zu gelangen. Doch habe ich die Dimensionen von L.A. bei unserer Zeitplanung unterschätzt. Unglaublich zieht sich das Siedlungsband von West nach Ost in die Länge, so daß wir zwar die Highway-Ausfahrt El Monte noch in der Zeit erreichen, doch dann verläßt mich mein ansonsten guter Orientierungssinn. Uns will partout nichts mehr an unsere Ankunft erinnern, so daß wir ziemlich angefressen eine halbe Stunde lang kreuz und quer durch den Stadtteil rauschen, ohne an unser Ziel zu gelangen. Erst ein Anruf bei der Firma bringt Licht in das Dunkel, und so trudeln wir mit knapp einstündiger Verspätung bei El Monte ein.

Nun heißt es, schnell die letzten Gegenstände in den bei El Monte deponierten Reisetaschen verstauen und die Rückgabeinspektion unbeschadet überstehen. Zum Glück übersieht unser Inspekteur zwei Macken an Stoßstange und Aufbau, die uns teuer hätten zu stehen kommen können. Die Selbstbeteiligung bei selbst verursachten Schäden liegt in den USA ohne teure Zusatzversicherung bei 3 000 Mark. So kommt uns die Zeitknappheit letzten Endes doch noch zugute, und El Monte wird's nicht wehtun.

Mit uns warten einige weitere überwiegend deutsche Touristen auf den Bus, der uns zum Flughafen bringen soll. Kurios, daß wir ein deutsches Pärchen genau hier zum mittlerweile fünften Mal treffen. Zufallsbegegnungen hatte es während unserer Reise in Mesa Verde, Arches N.P., im Yosemite N.P. und auf dem Campingplatz in Malibu gegeben. Von den beiden erfahren wir, daß der Dollar mittlerweile auf über 1,90 gestiegen ist. Schock! – Nur gut, daß wir davon vorher nichts gehört haben...

Airport L.A.: Die Formalien gehen ohne Verzögerungen über die Bühne. Letzte Einkäufe im enttäuschenden Duty-Free-Shop, wie sich's gehört noch ein letzter Whopper im Burger King, und schon geht's wieder in Richtung Heimat. Leider sind die uns zugewiesenen Plätze in der vollbesetzten Boeing 747 der KLM nicht ideal und erfordern ein gehöriges Maß an Durchstehvermögen angesichts der vor uns liegenden Strapazen. Immerhin ist wie beim Hinflug der Service super, und die an Bord gezeigten Filme verkürzen die Flugzeit doch um einiges. Ein besonderes Erlebnis stellt die Tatsache dar, daß die einsetzende Dunkelheit bereits nach etwa einer Stunde in ein tolles Morgenrot übergeht, und dies als wir uns gerade über der Eiswüste von Grönland befinden. Das Überfliegen mehrerer Zeitzonen macht's möglich.

Insgesamt um neun Stunden müssen wir unsere Uhren vorstellen; folglich ist es schon Samstag morgen, als wir in Amsterdam landen. Alles weitere ist nur noch Formsache: Warten auf den Anschluß mit der Eurowings nach Dortmund und schließlich Ankunft dort nach sonnigem Flug via Paderborn. Alles klappt wie am Schnürchen, und so werden wir in Dortmund gegen halb fünf von Opa und Vater Hermann sowie unserem Hund DJ, der sich mittlerweile offensichtlich bestens an sein Gastherrchen gewöhnt hat, empfangen. Gott sei Dank hat der Passat Variant genügend Stauraum, unser unglaublich umfangreiches Gepäck mit Ach und Krach aufnehmen zu können.

Und so geht eine Reise genauso pannen- und problemlos zu Ende, wie sie begonnen hat. Eine - wie wir alle finden - rundum gelungene Sache, die in unserer Erinnerung noch lange weiter lebendig sein wird und die wir in dieser Form jedem Interessierten wärmstens zur Nachahmung empfehlen können.

 

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