Reinhard Scholtz

SOMMERFERIEN IN BALI/HONGKONG  13.08. – 03.09.2003

 

 

  

 

Zunächst ein bisschen Geografie:

Größe: 5.501 km2, eigenständige indonesische Provinz, im Westen von Java durch die schmale Bali-Straße getrennt. Im Osten liegt zwischen Bali und Lombok die 40 km breite und sehr tiefe Lombok Straße.

Den südlichen Teil der Insel nimmt eine große, leicht ansteigende Ebene ein, die durch kunstvolle Reisterrassen, für die Bali berühmt ist, bestimmt wird.

Der Nordteil wird durch die vulkanischen Bergketten geprägt. Die höchsten Berge sind der Gunung Agung (3.142m) und der Gunung Batukaru (2.276m).

Im Nordwesten Balis befindet sich der Bali-Barat-Nationalpark.

Die West-Ost-Ausdehnung beträgt etwa 90 km, die von Norden nach Süden etwa 50 km.

Derzeit gibt es etwa 3 Mill. Einwohner. Die meisten Menschen leben im äußerst fruchtbaren Südteil der Insel, der intensiv landwirtschaftlich genutzt wird.
Hier liegt auch die Inselhauptstadt Denpasar mit ca. 300.000 Einwohnern.

Fast 95 % der Balinesen sind Hindus, ein Teil von ihnen verweist auf seine Vorfahren aus Java, die Bali-Aga hingegen betrachten sich als die ursprünglichen Bewohner der Insel. Die übrigen Einwohner sind Moslems oder Christen.

Da sich die Insel in unmittelbarer Nähe des Äquators befindet, herrscht das ganze Jahr über ein gleichbleibend warmes, tropisches Meeresklima.
Die Durchschnittstemperaturen betragen 26°C. Die Höchsttemperaturen erreichen in den Küstengebieten 29-32°C, im Bergland liegen die Werte etwa 5°C niedriger. Nachts sinken die Werte auf 22-23°C, in den Bergen jedoch auch deutlich tiefer.
 

 

Und nun zu meinem Reisetagebuch:

Unaufhaltsam geht mein Sabbatjahr seinem Ende entgegen. Immerhin reihten sich nach der großen dreimonatigen Asientour noch etliche Reisehighlights aneinander, von denen ich „nur“ die Korsika-Sardinien-Italienfahrt mit dem Wohnmobil, die Pragreise zu den Rolling Stones oder die Fahrradtour mit Jockel entlang der Elbe erwähnen möchte.

Zum Schluss sollte es fast schon nach alter Sitte mit dem Womo nach Griechenland gehen. Die Fähre war bereits gebucht, als Klaus Zimmermann merkte, dass sein Zeitplan mit unserem nicht zusammen passte und somit eine gemeinsame Fahrt nicht mehr klappen konnte. Also setzte sich der Reini vor den Computer, um sich nach Alternativen umzuschauen und siehe da, er wurde fündig. Und wie! 3 Wochen Bali incl. 2 Tage Hongkong zum Spottpreis von 605 €, Hotel, Transfer, Versicherung, Steuern, Hongkong-Rundfahrt  eingeschlossen. Wer kann da widerstehen? Und Bali gehörte seit langem zu meinen Traumzielen, ein Sahnebonbon auf meiner Reisewunschliste. Auch Conni war von meinem Internet-Fundstück begeistert, und als dann auch Maren sich von der Reisedestination locken ließ, war bald alles nur noch eine Formsache. Timo war eh vergeben – ihn reizte aus verständlichen Gründen eine lang geplante Tour mit seinen Freunden nach Holland mehr als ein Trip mit der Familie. Außer Conni und Maren ließen sich noch zwei weitere Reisebegeisterte von unserer Euphorie anstecken, nämlich Werner, mein Asienfreund, und dessen Freundin Annette. Also buchten wir fünf problemlos übers Internet resp. Telefon und hatten, wie sich herausstellte, noch das Glück, ein günstiges Hotel nicht nur für die vereinbarten 2 sondern für die kompletten 3 Wochen zu bekommen. Das alles zum Supersonderpreis, der sicher nicht zuletzt durch den Bombenschlag auf eine Diskothek im vergangenen Oktober zustande gekommen ist. Wie im Loose-Forum im Internet nachzulesen war, hatte der mörderische Terrorakt, bei dem über 200 meist junge Menschen ums Leben gekommen waren, für die Insel und deren Bewohner katastrophale Auswirkungen. Naheliegend also, dass wie schon in anderen Krisenregionen die Touristen in der Folgezeit ausblieben, was für eine Insel wie Bali, die zu einem ganz großen Teil vom Tourismus lebt, so eine Art Todesstoß bedeutet. Da uns eine Reise dorthin heute knapp ein Jahr später aus nachvollziehbaren Gründen weniger gefährlich erschien als in andere Teile der Welt, ließen wir uns von Bangemachern nicht beeindrucken, wagten den Schritt und buchten.

 

Beginn der Reise war  Mittwoch, der 13.August. Nachdem wir unseren geliebten DJ in die Obhut von Vater Hermann gegeben hatten, düsten wir in flotter Fahrt zu fünft mit unserem Focus zum Frankfurter Flughafen, von wo aus die Reise mit Cathay Pacific starten sollte. Bis auf die verwirrenden Orientierungs- und Eincheckprozeduren auf dem monströsen Flughafengelände verlief alles nach Plan und wir freuten uns auf einen Flug mit der Hongkong-Verwöhn-Airline, die im Internet nur beste Referenzen bekommen hatte. Und in der Tat war an Bord alles vom Feinsten, selbst die Sitzabstände waren erträglich. Service und Ausstattung ließen nichts zu wünschen übrig, was man von der Never-Come-Back-Airline „Biman“, unserer zuletzt genutzten Fluggesellschaft, nicht behaupten konnte.

Durch die Zeitverschiebung von 6 Stunden hatten wir nur eine sehr kurze Nacht, kamen in Hongkong kurz nach sieben an, während unsere Uhren noch auf ein Uhr nachts standen. Doch der richtige Jet-Lag sollte uns erst später zusetzen. Zwei Stunden später erfolgte der Anschlussflug nach Denpasar/Bali. Gut 4 Stunden waren wir noch einmal unterwegs, die aber auf Grund des tollen Services und der großen Filmauswahl auf den individuellen Monitoren schnell vergingen.

 

Ankunft in Balis Hauptstadt Denpasar am Donnerstag, den 14.8. gegen 14 Uhr Ortszeit. Diese unterscheidet sich aber nicht von der Hongkong-Zeit, so dass wir die Uhren nicht noch einmal verstellen müssen.

Der Mann von Transorient, unserer Reiseagentur, steht schon fröhlich mit seinem Schild wedelnd am Flughafenausgang. Mit einem Pärchen, das für Sanur gebucht hat, geht es bald per Minibus zu unserem Ziel, dem Indah Beach Hotel in Kuta. Vor allem wegen Maren habe ich ein Hotel inmitten des Touristetrubels gewählt, das den größten Unterhaltungswert für einen 17-jährigen Teenager verspricht. Außerdem soll Kuta den schönsten Strand von Bali haben.

Wie erhofft, liegt das Hotel recht ruhig in einer Seitenstraße außerhalb des Hauptgewühls ganz in der Nähe des Strandes, mit einem schönen Innenhof und einem großen Swimming-Pool ausgestattet, also eigentlich mehr, als wir für diesen Preis erwarten durften. Auch die Zimmer sind ok, wobei der nachbarschaftliche Baulärm, die nicht funktionierende Klimaanlage und ein paar lästige Mücken unsere Begeisterung geringfügig beeinträchtigen. Ansonsten ist der heutige Tag nicht mehr so ganz aufregend, da wir alle ziemlich geschafft sind. Nur Maren und ich unternehmen noch einen Gang zum Meer, um in den wirklich grandiosen Wellen des Indischen Ozeans unser erstes Bad zu nehmen. Wassertemperatur ca. 25 Grad, bei den Außentemperaturen von 28 Grad die ideale Erfrischung. Der Strand ist voller Menschen, erfreulicherweise vielen Einheimischen, die uns neugierig taxieren. Vor allem Marens stattliche Größe scheint die Männerwelt zu beeindrucken. Mehrfach werden wir gefragt, ob wir aus Holland seien...

Richtig interessant wird’s dann noch mal, als plötzlich in unserer Nähe eine Art Opfergottesdienst gefeiert wird. Zu leicht schriller Gamelanmusik zelebrieren ein paar Tänzer in einheimischen Trachten einen rhythmischen Opfertanz.

 

Erwartungsgemäß strotzt die Stadt vor Jubel, Trubel, Heiterkeit. Im touristischen Mittelpunkt gleich neben dem 4-stöckigen Kaufhaus Mata Hari lassen wir uns in einem Restaurant nieder, um uns dort vor allem mit einheimischem Bier zu erfrischen. Maren ist hingegen in erster Linie an den zahllosen Shops mit „Young Fashion“ von Armani bis Gucci interessiert. Die Preise zumindest für No-Name-Artikel sind extrem niedrig, so dass wir schon erahnen können, was in den nächsten 2-3 Wochen auf uns zukommen wird.

 

 

Freitag, 15.8.

Der Jet-Lag fordert seinen Tribut. Wir kommen kaum in die Gänge, erwischen so um 11 gerade noch ein spätes Frühstück. Nach großartigem Planen steht uns noch nicht der Sinn, so dass wir uns heute einfach treiben lassen. Ein bisschen bummeln, schwimmen, quatschen, und ein äußerst günstiges und wohlschmeckendes Abendessen in einer Seitenstraße des städtischen Trubels.

Zu erwähnen wäre noch ein nachmittäglicher Abstecher in ein Büro, in dem uns unser „Hauptgewinn“ nahe gebracht werden soll, ein einwöchiger Aufenthalt für bis zu 5 Personen in einem 5*Hotel sowie zwei T-Shirts. Klingt verlockend, doch klar, dass da ein Haken sein muss. Der Haken kostet 5 000€ in Form einer finaziellen Einlage für einen Zeitraum von 29 Jahren, die einen berechtigt, alljährlich ein 5*Hotel freier Wahl weltweit 14 Tage kostenlos zu nutzen. Alles haben wir nicht nachvollziehen können, was uns der nette Vertreter in verständlichem Deutsch erklärt hat. Aber natürlich war auf unserer Seite auch kein Interesse vorhanden. Als ich dem guten Mann klipp und klar sage, dass es mir nur um unseren Gewinn geht, entlässt er uns vorzeitig aus dem Werbegespräch, und wir bekommen auch tatsächlich einen Gewinn: die beiden T-Shirts. Den „Hauptgewinn“, den Traumaufenthalt, nehmen wir ebenfalls entgegen, zumindest in Form eines Formblattes, das wir dann ja mal einschicken können. Wer’s glaubt ...

 

Samstag, 16.8.

Conni, Annette und Werner begeben sich zur Informationsbeschaffung in die Stadt, während Maren und ich auf Mopedtour gehen. Für 3€ können wir bis heute Abend durch die Gegend brausen, aber immer schön mit Helm, der jedoch eher einem Pinkelpott ähnelt. Hinein ins Gewühl! Vietnamesische Erinnerungen werden geweckt ob des grauenhaften Verkehrsgewühls und vor allem hinsichtlich der unorthodoxen Fahrweise der Einheimischen (freundlich ausgedrückt). Höchste Konzentration ist gefordert. Wir fahren nach Sanur, der zweiten großen Tourihochburg im Südosten der Insel. Hier gefällt’s uns aber längst nicht so wie in Kuta. Und ein großes Bier (von nun an die Messlatte für unsere Einkehrentscheidung) in einem Strandlokal soll 3$50 kosten (statt der üblichen 1€20), so dass wir schnell die Flucht ergreifen.

In einer Tempelanlage wird von TV Bali eine Fernsehsendung vorbereitet. Wir schauen ein wenig zu und freuen uns über immer wieder nette Gespräche mit Einheimischen, deren Neugier wir gerne befriedigen („Is this your daughter or your wife?“).

Am Ende unserer ziemlich nervenkitzelnden Rundfahrt erleben wir am Strand von Kuta noch ein wenig Volksbelustigung, als unter lautem Grölen zwei Mannschaften um den Sieg beim Tauziehen ringen. Ein richtig schweißtreibendes Spektakel. Weiter hinten ein Fußballmatch auf dem Strand mit Lautsprecherübertragung, Schieds- und Linienrichter und etlichen Fans. Es ist Samstag Nachmittag, also Fußballzeit. Und es geht hoch her. 6 Spieler pro Mannschaft, alle unbesohlt, sprich barfuß. Technik und Ballbehandlung sind richtig hochklassig.

 

Der abendliche Trubel samt köstlichem Essen zum Minipreis gehören mittlerweile zum täglichen Prozedere. Auch Internet und billiges Telefonieren in die Heimat sind hier wie zuletzt in Indochina Standard. Wir bleiben eine Weile an der Stelle stehen, an der vor knapp einem Jahr die Bomben gezündet wurden. Lauter Baustellen mit Häuserruinen sowie ein Zaun mit etlichen Blumengebinden, Abschiedssprüchen, Fotos usw. zeugen von dem grässlichen Ereignis.

 

Sonntag, 17.8.

Endlich kommt mein Alphasmart zum Zuge. Der erste Tag meiner Tagebuchaufzeichnungen. Herrliches Wetter bei ca. 28 Grad, und Zeit zum Lesen, Schreiben und Planen. Für morgen habe ich einen Tagesausflug in den nördlichen Teil der Insel bei einem Hotelboy gebucht. Eigentlich möchte einem jeder hier etwas verkaufen, was ja angesichts der wirtschaftlichen Misere sehr nachvollziehbar ist.

Heute ist Nationalfeiertag. Gefeiert wird die Unabhängigkeit von den holländischen Kolonisten. Wir bekommen davon nichts mit außer der Tatsache, dass auf den Baustellen vor und hinter unserem Hotel nicht gearbeitet wird (wie erfreulich) und dass der Strand von Menschen überzuquellen droht. Wahrlich ganze Heerscharen haben sich hier niedergelassen – allemal ein interessantes Schauspiel.

 

Montag, 18.8.

Heute nun unser erster größerer Ausflug. Pünktlich um halb neun starten wir mit Blacky, unserem freundlichen, jungen Fahrer Richtung Norden. Der erste Programmpunkt ist offensichtlich Ziel aller Besichtigungsfahrten, ein Theater mit einer sog. Barong-Aufführung. Die Handlung des Stückes ist simpel mit dem bekannten Gut-Böse-Strickmuster, dazu ein bisschen Mythologie, Musik, Tanz und schöne Kostüme. Ein netter Auftakt, der allerdings mit 5000 Rupien = ca. 5€ pro Person reichlich teuer ist.

Nächste Station ist ein Silberladen, der uns nur wenig locken kann, während die anschließend angesteuerte Holzschnitzerwerkstatt schon eher unser Interesse findet. Zahlreiche Exponate von klassisch balinesisch bis hässlich modernistisch ziehen uns in ihren Bann. Die aufgeklebten Preise bewegen sich allerdings in Mondsphären, so dass wir anfangs gar nicht anspringen wollen auf das übliche „You can bargain!“. Als es dem Ende entgegen geht, wird’s dann aber doch noch was mit dem Handeln, und so kaufe ich nach längerem Hin und Her eine Maske aus Krokodilholz und einen kauernden Buddah, die laut Auszeichnung zusammen 250$/€ kosten sollten - für 40€! Werners Quote fällt noch besser aus.

Wir fahren durch Ubud, die bekannte Künstlerstadt, weiter nach Norden und passieren dabei unglaubliche Mengen an Läden mit Schnitzarbeiten jedweder Art. Und dies in phänomenalen Massen und Ausmaßen. Anschließend säumen wunderbare Reisterrassen unseren Weg, und nach längerem Kraxeln erreicht unser Büs-chen das nächste Ziel, den Kintamani-Vulkan und den zu dessen Füßen liegenden Batur-See. Beides können wir von einer Aussichtsplattform mit Restaurant bei einer Tasse Tee/Kaffee in Ruhe betrachten. Von hier aus geht es zurück nach Ubud, um den dort nahe gelegenen „Monkey Forest“ aufzusuchen. Wie der Name sagt, ein Affenwald voller kleiner, großer, netter und auch dreister Affen, die wie verrückt hinter den Bananen der Touris her sind. Z.T. springen sie die Leute regelrecht an und zwacken richtig, wenn sie nicht an die erhoffte Beute kommen.

Letztes Ziel ist eine Tempelanlage mit Namen Elephant Cave, vor deren Besichtigung Werner und ich mit neckischen Tüchern umwickelt werden. Wohl ein ulkiger Anblick. Am Eingang einer Grotte erwarten uns schöne Steinmetzarbeiten und vor allem ein eindrucksvoller Dämonenkopf, der zugleich eines der berühmtesten Monumente Balis ist.

 

Wo gibt’s den günstigsten Wechselkurs?  Die Frage kann man sich beim abendlichen Gang in die Fressmeile von Kuta selbst beantworten. Aber billig ist nicht immer gut. Wie sich bei unseren Umtauschversuchen herausstellt. Gleich dreimal werde ich gelinkt, obwohl wir alle wie die Luchse aufgepasst haben. Zum Glück haben wir es letzten Endes dann doch immer noch gemerkt. Einmal ergaben 954 mal 100 (€)  905400 (manipulierter Taschenrechner), einmal fehlten trotz Nachzählens hinterher 100 000 Rupien, und beim letzten Geldtauscher nochmal 50 000 Rps. Auch bei Werner versuchen es die Gauner. Zum Glück konnten alle Geschäfte rückgängig gemacht werden, so dass wir letztlich doch noch zum richtigen Ergebnis kommen.

Nach einem leckeren Fischmahl mit Namen „Seafood Picasse“ für lächerliche 1 300 Rupien = 1,3€ nehme ich in einem Internetbüro telefonischen Kontakt mit daheim auf, um Vater Hermann und Geburtstagskind Sandra (30) mitzuteilen, wie gut es uns geht. Leider habe ich dabei Zeit und Gebühren etwas aus den Augen verloren, so dass schließlich 90 000 Rupien zu berappen sind. Maren ist fassungslos.

 

Dienstag, 19.8.

Anscheinend ist unser Schlafbedürfnis noch nicht ausreichen gestillt. Kurz vor Toresschluss erwischen wir gerade noch kurz vor 11 unser etwas eintöniges Frühstück. Ansonsten gibt es wenig Berichtenswertes; auch solche Tage gehören zu einem Bali-Urlaub!

Von Nightmarket-Erinnerungen in Thailand getrieben, fragen wir uns am Abend zum Nachtmarkt von Kuta durch. Was für eine Enttäuschung, als wir endlich eine karge Ansammlung von Buden in einem etwas düsteren Bereich abseits der Touristenströme als solchen ausmachen. Na ja, man kann’s ja mal versuchen, und so lassen wir uns in einem der paar einfachen Lokale nieder. Wir bestellen Fisch, der hier ohnehin zu unseren Lieblingsgerichten gehört. Und siehe da, wir bekommen einen höchst pikanten Red Snapper, der uns schon in Thailand mehrfach beglückt hatte. Dazu Unmengen von Knoblauch. Wir lassen uns die edle Speise auf der Zunge zergehen.

 

Mittwoch, 20.8.

Auch heute wieder „dolce far niente“. Mein Entdeckungsdrang führt mich allerdings doch für ein paar Stunden aus Kuta raus nach Legian, das bis vor ein paar Jahren ein einfaches Fischerdorf gewesen ist und nun mit Kuta zu einem durchgehenden Rummelplatz verschmolzen ist. Fotomotive gibt es satt, da und dort ein bisschen stöbern, wieder mal ein paar illegal kopierte DVD’s und CD’s kaufen, Masken begucken oder bei „MacDoof“ ein billiges Eis essen. Die Internetverbindungen sind gähnend langsam, so dass ich mich anschließend lieber dem bunten Treiben am Strand widme.

 

Donnerstag, 21.8.

Der zweite größere Ausflugstag steht an. Wir möchten eigentlich nur in das Künstlerzentrum Ubud. Doch das Hinkommen ist nicht so einfach. Wie das mit den Bemos, den Billig-Bussen, funktioniert (über Denpasar), haben wir noch nicht raus. Und die sog. Shuttle-Busse sind unverschämt teuer (30 000 Rps one way). Da der rundgesichtige Hotelangestellte sowieso immer um uns rumschlawänzelt, haben wir auf seine Dienste zurückgegriffen und wieder ein Büs-chen für uns fünf bestellt. Kostenpunkt 225 000 Rps plus Trinkgeld. Wir haben zwar nicht wie gewünscht Blacky als Fahrer, aber der Ersatzmann ist auch freundlich und macht seine Sache gut. Ein bisschen Verkaufstour gehört eigentlich immer dazu, und so werden wir als erstes in eine Gemäldewerkstatt bzw. –galerie kutschiert, in der wir uns in Ruhe von typisch balinesisch bis modern alles in Ruhe ansehen. Die geforderten Preise sind aber mal wieder viel zu hoch angesetzt, so dass wir schon bald die Flucht ergreifen.

Am Ortseingang von Ubud ist das Agun Rai Museum of Art, für das wir uns dagegen reichlich Zeit lassen. Nicht nur die Gemälde (u.a. von Walter Spiess) sind einen Besuch wert, sondern besonders die ganze Anlage, die aus mehreren Komplexen besteht und inmitten einer Parkanlage liegt.

In Ubud selbst steuern wir einen zweistöckigen Großmarkt für touristische Artikel aller Art an. Der Rummel ist natürlich entsprechend. Dann noch ein paar Galerien, ein bisschen Gamelan-Musik in einem Tempelbezirk, einige Einkäufe in einem hübschen Shop und weiter geht’s mit unserem Bus in den  Südwesten der Insel, genauer nach Tanah Lot, einem heiligen Meerestempel, der malerisch auf einer kleinen Felseninsel direkt vor der ziemlich wilden Küste gelegen ist. Der Tempel ist den Göttern des Meeres geweiht und soll Schutz gewähren vor den bösen Dämonen, die in den Tiefen des Meeres wohnen und das Festland bedrohen.

Unsere Rückfahrt nach Kuta geht durch schöne Landschaft, die vor allem von unzähligen Reisterrassen durchzogen ist.

Zum Abschluss des Tages leisten wir uns in einem oberhalb der Tourimeile gelegenen Lokal ein kühles Bintang-Bier, das bei feinem Ambiente, unaufdringlicher Musik und Super-Toiletten besonders gut schmeckt.

 

Freitag, 22.8.

Wenn wir schon einen so edlen Pool vor der Tür haben, sollte er auch ab und zu genutzt werden, und so verbringen wir den halben Tag mit Planschen, Schreiben, Lesen, Sonnenbaden usw. im attraktiven Hotelbereich bei relaxter Musik von Jack Johnson, den wir neulich in einem der Lokale für uns entdeckt haben.

In Asien, wo fast überall leckerstes Essen zu Spottpreisen angeboten wird, sollte Mac Donald’s eigentlich tabu sein. Aber ab und zu müssen an den Nachwuchs Konzessionen gemacht werden. Also spendiere ich in der ganz nahen Zweigstelle meinem Töchterlein irgendein sog. Menü. Dafür hätte sie in einem Restaurant fürstlich und sicher gesünder speisen können.

Die Wolken am Himmel werden immer dichter, nur der Sonnenuntergang am wie immer um diese Zeit vollen Strand setzt pünktlich gegen viertel nach sechs ein.

 

Samstag, 23.8.

Für die Damen ist heute Shopping-Tag, Werner und Annette gehen auf Steinsuche, und ich miete mal wieder ein Moped, um mich diesmal Richtung Nusa Dua im Süden von Bali zu orientieren.

Vom Nusa Dua-Festival hatte ich in einem Veranstaltungsheftchen gelesen. Und prompt lande ich dort. Eine indonesische Popband trällert nette englische Schlager. Um eine größere Wiesenfläche haben sich etliche Stände mit Besonderheiten des indonesischen Archipels gruppiert, von denen mich vor allem wieder die unterschiedlichen Masken in ihren Bann ziehen.

Ich stelle mein stinkendes Gefährt ab und erkunde nach dem Festival-Abstecher die wirklich pompöse Hotellandschaft von Nusa Dua, der Halbinsel südlich von Denpasar. Alles super de luxe, aber wohnen möchte ich hier nicht. Man lebt hier wie in einem Ghetto, und der Strand ist längst nicht so einladend wie in Kuta. Einer traditionellen Ballsportveranstaltung wohne ich nur kurze Zeit bei, da ich deren Sinn nicht verstehe.

Weiter nach Süden auf  Suche nach geeigneten Tauch- bzw. Schnorchelrevieren. Erst zum Schluss nach 3 ähnlich ablaufenden Preis-Verhandlungsgesprächen, als ich eigentlich gar nicht mehr auf der Suche bin, spricht mich ein netter Mann an, der ein echtes Schnäppchenangebot macht. Hoffentlich kann ich die anderen auch von der Idee, einen Schnorchelvormittag mit Besuch einer Schildkröteninsel einzulegen, begeistern.

Auf der Rückfahrt nach Kuta tritt das ein, was ich am wenigsten erwartet habe: Es beginnt zu regnen. Und zwar so, dass ich völlig durchnässt am Hotel ankomme.

Beim allabendlichen Gang in die „Fressmeile“ bleiben wir in einem netten Lokal hängen, in der es Livemusik gibt. Und zwar vom Feinsten. 4 Musiker spielen und singen zu unserem Entzücken fast in Profi-Qualität Pop-, Folk- und Blues-Songs und lassen das ohnehin tolle indonesische Essen noch besser schmecken. Kurz vor 10 seilen Maren und ich uns ab. Wir wollen in einem nahen Lokal auf Großleinwand und mit Untertiteln den Film „Matrix Reloaded“ sehen. Kurz vor Mitternacht ist das actionreiche Spektakel beendet,

 

Sonntag, 24.8.

Familienausflug, die dritte. Nach einigen Verhandlungen mit unserem Hotelrundgesicht haben wir für 300 000 Rps. Eine Tour zum Mutter-Tempel Besakih gebucht. Leider holt uns nicht Blacky ab, wie wir es verabredet hatten, sondern ein Ersatzmann samt zusätzlichem Fahrer. Anette ist sauer. Hier die Reisestationen in Kurzform:

1.eine Steinmetzwerkstatt, in der Werner eine hübsche, aber schwere Figur ersteht.

2.Besichtigung des alten Gerichtspalastes in Klungung. Interessanten Deckenmalereien mit drastischen Darstellungen der zu erwartenden Strafen gibt es reichlich zu bewundern.

3.Fledermaushöhle Goa Lawah, in der Tausende der possierlichen Tierchen an den Wänden kleben. Als wir ankommen, findet gerade eine religiöse Großveranstaltung statt, in der es mal wieder in erster Linie um die Besänftigung der bösen Geister geht. Opfergaben werden von festlich gekleideten Frauen meist auf dem Kopf hin und her geschleppt.

4.Besakih, der sog. Muttertempel zu Fuße des mit 3142 m höchsten (Vulkan-) Berges der Insel, dem Mount Agung. Auch hier haben sich zahlreiche Gläubige zu einer Art Gottesdienst eingefunden. Die lang anhaltenden Sprechgesänge klingen wie aus der Kirche bekannte Litaneien. Wir erklimmen den obersten Punkt des riesigen Tempelbezirks und befinden uns nun in 950 m Höhe. Der Ausblick ist herrlich. Doch beginnen wir zu frösteln, zumal die Sonne heute wieder nur auf Sparflamme kocht. Während des Abstiegs kaufen Maren und ich an einem der scheinbar unvermeidlichen Verkaufsstände einen hübsch bemalten Spitzhut, der unsere Andenkensammlung um ein weiteres Stück vergrößern wird.

 

Montag, 25.8.

Blauer Himmel, Sonnenschein, der richtige Tag zum Ausspannen und allem, was dazu gehört. Eine gehörige Portion Spannung liefert dazu der „Mittsommermord“ von Henning Mankell, den ich hier in einem Second-Hand-Bookshop gekauft habe. Bei meinem „Liebe und Tod auf Bali“ von Vicky Baum habe ich nach ca. 50 Seiten gepasst.

Am Strand von Kuta fängt es immer erst abends an zu wimmeln. Ganze Heerscharen balinesischer Schaulustiger finden sich kurz vorm Sonnenuntergang ein, um dem immer wieder faszinierenden Spektakel beizuwohnen. Ein besonderes Erlebnis scheint für die Einheimischen auch ein Strandgespräch mit uns Ausländern zu sein, das stets mit einem Gemeinschaftsfoto fürs heimische Familienalbum endet. Wir machen den Spaß gerne mit. Dazu gibt es die gewohnt aufdringlichen Händler, die neben Eis, Zigaretten, Schmuck, Blasrohren usw. vor allem ihre „Massas, Massas“ (Massage) anpreisen. Unser häufigster Satz dazu lautet „no thank you“.

Da heute ein heftiger Wind aufgekommen ist, sind auch die Wellen entsprechend. Für uns ein immer wieder begeisterndes Ereignis, sich in die meterhohen Wassermassen zu stürzen.

Heute wird Annettes Wunsch erfüllt, noch einmal den eher unspektakulären Nachtmarkt von Kuta aufzusuchen. Uns geht’s nur um den „Red Snapper“ im einfachen Straßenlokal, den wir letzte Woche schon genossen haben. Auch dieses Mal mundet er uns ganz hervorragend.

 

Dienstag, 26.8.

Um halb zehn steht unser Pickup-Service bereit, uns nach Nusa Dua zum Schnorcheln zu bringen. Nach halbstündiger Fahrt erreichen wir das Tauch- und Schnorchelrevier, das ich Samstag auf meinem Mopedtrip ausgemacht hatte. Es klappt alles ganz reibungslos, vor allem auch die Regelung der Preisfrage, die sich wie verabredet gestaltet. 50 000 Rps. Fürs Schnorcheln samt Bootstour und noch mal 50 000 fürs Paragliding, wenn gewünscht. Ein Superpreis einschließlich An- und Rückfahrt. Da kann man auch mal 5€ fürs Paragliding springen lassen, was wir denn auch alle tun. Im Nu schwebt man hoch über dem Meer und kann von hier oben für ein paar Minuten Bali aus der Luft genießen. Ein tolles Erlebnis. Auch die anschließende Schnorcheltour von unserem „Glassbottomboat“ aus macht allen viel Spaß. Die bunte Unterwasserwelt eröffnet sich uns schon in kurzer Entfernung vom Strand. Wir lassen uns dabei richtig viel Zeit.

Anschließend werden wir noch zur sog. Schildkröteninsel gefahren, auf der uns ein paar arme Kreaturen vorgeführt werden, alle möglichen Tiere „zum Anfassen“, darunter eine Riesenechse, eine Schlange, ein fliegender Hund und natürlich einige Schildkröten. Nach einem Erfrischungsgetränk geht’s zurück zum Ausgangspunkt, wo wir von dem netten Boss der Tauchschule empfangen werden, den ich Samstag bei meiner Erkundungsfahrt kennen gelernt hatte. Ein längeres interessantes Gespräch bei Kaffee und Tee rundet unseren tollen Ausflug ab.

 

Mittwoch, 27.8.

Shopping, Shopping. Dem ist kaum etwas hinzu zu fügen. Dass Bali auch ein Einkaufsparadies ist, ist ja bekannt. Die Ausgaben für DVD’s, Schmuck, T-Shirts, Unterhosen usw. halten sich zum Glück in Grenzen.

 

Donnerstag, 28.8.

Das Highlight des Tages beginnt um 5 Uhr nachmittags, als uns Blacky mit seinem Kleinbus am Hotel abholt, um uns nach Uluwatu an der Südwestküste von Bali zu bringen. Grund ist nicht nur die dortige Tempelbesichtigung kurz vorm Sonnenuntergang, sondern in erster Linie die Aufführung eines traditionellen Kecak-Tanzes, von dem wir hatten schwärmen hören. Tatsächlich erwartet uns ein beeindruckendes Schauspiel, in dem es wie meistens um Gut und Böse geht, bei dem letztlich das Gute siegt. Das Ganze ist nicht zuletzt durch die kontinuierlichen, äußerst rhythmischen Sprechgesänge und die tolle Kulisse vor etwa 100 m nach unten ragender Steilküste ein echtes Erlebnis. Da dürfen wir uns schon auf die Videoaufnahmen und erstmals auch digitalen Fotos mit meiner neuen Pentax freuen.

 

Freitag, 29.8.

Eine uns bisher noch verborgen gebliebene Einkaufs- und Essstraße ganz in der Nähe unseres Hotels, die Poppies Lane, zieht unsere Aufmerksamkeit für einige Zeit auf sich. Richtig fündig bei unseren sich dem Ende zuneigenden Shopping-Marathons werden wir aber erst in der Legian Road, der Hauptgeschäftsstraße, als ich nach zähem Ringen eine klasse Ledertasche für 300 000 Rps. erwerbe. Die Schule wirft also unübersehbar ihre Schatten voraus. Zwei Wochen bleiben mir noch, bis es wieder losgeht.

 

Samstag, 30.8.

Letzte Nacht hat es geregnet, aber am Morgen scheint wie gewohnt wieder die Sonne, so dass wir noch einmal richtig faulenzen. Ein bisschen schäkern mit dem Hotelpersonal, ein wenig sich aufregen über die ätzende Holländerin, die sich ständig lautstark in Szene setzt und letztlich doch noch ein letzter Shopping-Rundgang.

Der Strandbesuch am Spätnachmittag ist natürlich ein Muss. Eine fast surreale Stimmung umgibt uns beim Sonnenuntergang – plötzlich aufkommende Menschenmassen, Fußballspiele direkt am Meer vor dem im Meer untergehenden Feuerball, Horden von Surfern auf dem Wasser, die heute meist vergeblich auf die Superwelle warten, fotografierende Großfamilien, die am liebsten große westliche Frauen mit aufs Foto nehmen (wir haben immerhin drei davon) und dazwischen Unmengen von ignoranten Verkäufern, die unser „no thank you“

schlicht nicht zur Kenntnis nehmen.

Am Abend suchen wir noch einmal das Lokal in der oft besuchten „Fressmeile“ auf, in dem wir genau vor einer Woche schon ein leckeres Abendessen bei Super Live-Musik hatten. Dieselbe Gruppe spielt auch heute Abend wieder, so dass wir unseren Bali-Abschied gebührend begehen können.

 

Sonntag, 31.8.

Ein letztes Bad im Meer, Verabschiedung von „Rundgesicht“ und den anderen netten Hotelangestellten und kurz drauf sitzen wir schon im Bus zum Flughafen. Die Boeing 747 der Cathay Pacific ist pünktlich, und so  befinden wir uns knapp viereinhalb Stunden später schon in Hongkong. Transfer zum South-China-Hotel, alles reibungslos. Von unserem Zimmer im 15.Stock sind wir allerdings nicht begeistert, da wir erst mal einen Stuhl auf den Flur befördern müssen, um überhaupt uns und unsere Gepäckstücke in dem Hühnerkäfig unterbringen zu können. Die Eingangshalle jedoch hatte uns schon im Internet beeindruckt. Man könnte sagen „unten hui, oben pfui“! Jedenfalls mit 3 Personen in einem Zimmer.

In einem nahen Lokal bekommen wir, obwohl es auf Mitternacht zugeht, noch etwas zu essen und zu trinken. Die Sprach- und Lesebarriere ist dabei aber nicht unerheblich, da die Chefin nur sehr rudimentäres Englisch spricht und auf der Speisekarte ausschließlich chinesische Schriftzeichen sind.

 

Montag, 1.9.

In unserem supergünstigen Rundumpaket ist auch eine Stadtrundfahrt eingeschlossen, die gegen halb zehn startet. Mit uns alles Deutsche, die Bali noch vor sich haben – die Glücklichen. Unsere Reiseleiterin spricht sehr gutes Deutsch und erklärt wasserfallartig über ihr Busmikro die Sehenswürdigkeiten der 7Mio.-Stadt. Einer der Höhepunkte ist natürlich der Victoria Peak, von dem aus man Hongkong und Kowloon wunderbar überschauen kann. Es ist drückend heiß. Wir müssen erkennen, dass wir uns auf die dauernden Wechsel von schwülheiß und tiefgefroren einzustellen haben. Alles, was nicht im Freien liegt, ist gnadenlos tiefgekühlt. Hoffentlich überstehen wir diese Wechselbäder ohne Pips. Weitere Stationen sind ein künstlich aufgeschütteter und mit Netzen haifischgesicherter Strand, der alte Hafen mit Hausbooten (die Hafenrundfahrt muss extra bezahlt werden) und zuletzt eine Verkaufsschau in einer Juwelierwerkstatt, wo es immerhin kostenlose Eiskalt-Getränke gibt.

Am Nachmittag ist wieder einmal Zeit zum Bummeln. Per Doppeldecker die Natan Road hinunter, in deren Dunstkreis sich diverse Märkte befinden, die allemal interessanter sind als die sterilen Einkaufszentren. Zu erwähnen sind vor allem der Ladies’ Market und der Night Market. Wir haben keine Probleme, etliche Hongkong Dollars unters Volk zu bringen. Der Kauf eines schönen Hemdes für umgerechnet 65 Cent bildet dabei den Schnäppchenhöhepunkt. Überhaupt hat uns das quirlige Geschäftsleben bald in seinen Bann gezogen. Werner und Annette gönnen sich in der Zwischenzeit immerhin ein bisschen Kultur beim Besuch des Museum of Modern Art.

Als wir am Pier ankommen, von wo aus die Fähren zwischen Kowloon und Hongkong Island verkehren, ist es schon dunkel. Eine grandiose Kulisse erwartet uns. Viele der architektonisch interessant gestalteten Hochhäuser sind in verschiedene Farben getaucht. Ein wahrer Rausch für die Augen.

Per Fähre und U-Bahn geht es zurück zum Hotel.

 

Dienstag, 2.9.

Unverhofft kommt oft. Es beginnt zu regnen, und an der Rezeption wird uns bedeutet, dass ein Taifun im Anzug sei. Zunächst messen wir dieser Aussage wenig Bedeutung bei und machen uns auf zu einem im Reiseführer beschriebenen Rundgang durch eines der sehenswerteren Viertel von Hongkong. Leider wird der Regen immer stärker, so dass wir uns erst mal 2 Regenschirme leisten. Dennoch sind wir bald mehr oder weniger durchnässt. Eine hilfsbereite Frau bedeutet uns, wir sollten besser die Rückfahrt zum Hotel antreten, um uns vor dem herannahenden Wirbelsturm in Sicherheit zu bringen. Na, das war ja ein kurzes Vergnügen. Am Spätnachmittag dann wird die Befürchtung Gewissheit: Wir werden heute unseren Rückflug nach Frankfurt nicht mehr antreten können. Cathay Pacific hat alle Flüge storniert. Wir sind angesichts der Verbannung auf unsere Hotelzimmer, die wir ursprünglich ja um 12 schon verlassen hatten, nicht gerade begeistert. Zudem müssen wir für die kommende Nacht extra bezahlen.

Ein weiterer Schock aber trifft mich viel tiefer. Kaum dass ich Maren gewarnt habe, dass das Spielen mit meiner Hightec-Digitalkamera fatale Folgen haben könnte, kommt auf dem Display des Apparats der lapidare Hinweis, es befänden sich keine Bilder mehr im Speicher. Ich gerate völlig aus der Fassung: ein falscher Knopfdruck und schon haben sich ohne weitere Warnung die ca. 340 Bilder der kompletten Reise auf Nimmerwiedersehen verabschiedet. Diesen Schock zu verdauen, wird mir nicht leicht fallen!

Im Zimmerfernsehen wird jede Viertelstunde immer eindringlicher vor dem herannahenden Taifun gewarnt. Es sei der schwerste seit 4 Jahren, für uns der erste überhaupt. Er besitze ganz unüblich 2 „Augen“ statt einem, „Two eyes are in this case not better than one“, bemerkt der Moderator süffisant. Gegen 23 Uhr soll der Höhepunkt erreicht sein. Werner drückt sich im 17.Stock, ich mir im 15. die Nase am Flurfenster unseres Hotels platt, doch scheint sich außer starkem Regen und stürmischem Wind nichts weiter zu tun. Wir sind noch mal davon gekommen, wie wir später erfahren. Der Taifun hat Hongkong nur gestreift, hat dafür aber bald darauf in Südchina schwerste Schäden angerichtet. Von 38 Toten wird berichtet.

 

Über die perfekte Logistik von Cathay Pacific und Transorient können wir nur staunen. Äußerst exakt werden wir telefonisch auf dem Laufenden gehalten, wie sich unsere Rückreise weiter gestaltet. Und wie vorhergesagt, werden wir am nächsten Morgen ganz pünktlich vom Zubringerbus abgeholt und zum Flughafen gebracht.

Wie entspannt ein 12-Stundenflug sein kann, erleben wir in unserer Boeing 747, da wir die Luxusplätze schlechthin haben. Auf mein Bitten hin beim Einchecken hat die nette Cathay-Dame uns die Plätze hinterm Notausgang reserviert. Im Klartext heißt das, unendlich viel Platz für unsere langen Beine!

Der Rest ist Formsache: pünktliche Ankunft bei Sonnenschein in Frankfurt, mit unserem in der Tiefgarage wartenden Focus nach Siegen gebraust, DJ bei Vater Hermann abgeholt, Werner und Annette nach Fredeburg gebracht und am Abend glücklich in Meschede angelangt. Ein für alle toller Sommerurlaub ist damit zu Ende gegangen!

 

Nachtrag: Was ich nicht mehr zu hoffen gewagt hatte, wird ein paar Tage nach unserer Ankunft Wirklichkeit. Über Freundin Ulla und deren Neffen Johannes bin ich via Internet an ein Programm gelangt, das gelöschte Dateien auf Speichermedien wieder reaktivieren kann. Mit einiger Skepsis habe ich gemäß der Anleitung Programm und Digitalkamera miteinander vereint – und siehe da, das Unerwartete tritt ein: die von Maren versehentlich gelöschten Fotodateien werden fast ausnahmslos aus dem Nirwana ins Diesseits zurück geholt. Alles in bester Qualität. Es geschehen also doch noch Zeichen und Wunder.

 

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